Weiter steigende Herausforderungen durch immer angespanntere Lieferketten
Derzeit wird die Wirtschaft allgemein von Lieferengpässen und steigenden Preisen schwer belastet.
Wie schon in den Monaten zuvor berichtete das Statistische Bundesamt (Destatis) am 14. März von gestiegenen Großhandelspreisen. Konkret lagen die Verkaufspreise im Großhandel im Februar 2022 um 16,6 Prozent höher als im Februar 2021.
Metalle
Diverse Metalle sind durch die aktuelle unsichere Situation erheblich teurer und knapp geworden. Diese sind in der Regel für weitere Wertschöpfungsprozesse dringend notwendig.
Beispielsweise Aluminium, das häufig unter anderem im Flugzeugbau, der Automobil- sowie der Verpackungsindustrie eingesetzt wird. Hier gab es schon im Herbst bezüglich Magnesium, dem Vorprodukt für Aluminiumlegierungen, Probleme. So wurde zu dem Zeitpunkt bereits erkennbar, dass ein Magnesiummangel die deutsche Industrie bedroht.
Bereits Anfang März stieg der Preis für Palladium auf ein Rekordhoch. Das Edelmetall wird besonders für Autokatalysatoren benötigt. Die Preisentwicklung wird durch die ständige Gefahr von Lieferausfällen wegen Sanktionen gegen Russland beeinflusst. Ebenfalls betroffen von den Anspannungen an den Rohstoffmärkten ist auch die Versorgung mit den bedeutenden Metallen Nickel und Kupfer. Nickel ist wichtig für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien.
Chemiebranche
Innerhalb der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist die Hoffnung auf einen positiven Wirtschaftsverlauf in diesem Jahr geschwunden, wie einer aktuellen Mitteilung des Branchenverbandes VCI zu entnehmen ist. 70 Prozent der Unternehmen berichten von gravierenden Problemen allein wegen der hohen Energiepreise. Von einer funktionierenden Lieferkette der Chemiebranche sind fast alle anderen Branchen abhängig. Das erhöht den Druck folglich auf die gesamte Wirtschaft.
Neon
Der bisher schon extreme weltweite Chipmangel wird noch verschärft, allein durch Lieferschwierigkeiten beim Edelgas Neon. Es ist neben Silizium ein wichtiger Grundstoff für die Chipproduktion. Zwei große Neongas-Anbieter sitzen in der Ukraine; sie allein decken etwa 45 bis 54 Prozent des weltweiten Neonbedarfs. Nun mussten sie wegen des Krieges ihre Produktion einstellen. Wenn demnächst die Lagerbestände an Neon aufgebraucht sind, werden die Einschränkungen entlang der Lieferkette riesig sein. Die Chiphersteller werden dann noch weniger den weltweiten Bedarf an Chips decken können. Dies wird die Lieferbarkeit und die Preisentwicklung vieler Endprodukte betreffen.
Automobilindustrie
Eine der stark von den aktuellen Problemen betroffenen Branchen ist die Automobilindustrie. Sie leidet schon seit Monaten in mehrfacher Hinsicht unter Lieferengpässen. Neben den Chips fehlen nun auch Kabelbäume, die bisher in der Ukraine produziert wurden. Viele Autohersteller fahren zwischenzeitlich immer wieder ihre Produktion herunter. Die aus den Versorgungsdefiziten resultierende, fehlende Planbarkeit belastet ebenso die gesamte Zuliefererbranche und erfordert ein noch nie dagewesenes Maß an Flexibilität auf allen Ebenen. So gibt es beispielsweise in einigen Bereichen ein auf und ab an Schwankungen in den Planmengen der OEM´s von 50%.
Laut VDA-Präsidentin Hildegard Müller erwartet der Branchenverband aufgrund des Krieges empfindliche Effekte auf Liefer- und Logistikketten. Diese werden demnach Rückwirkungen auf Fabriken sowohl in Deutschland als auch weltweit haben. Die VDA-Präsidentin gibt außerdem den Hinweis, dass die Sanktionen nicht kurzfristig angelegt seien.
Energie
Wie zur Bestätigung der Erfahrungen aller Wirtschaftsteilnehmer berichtete das Statistische Bundesamt (Destatis) am 29. März von hohen Steigerungen der Energiepreise auf allen Wirtschaftsstufen.
So lag der Wert für nach Deutschland importierte Energie im Februar um 129,5 Prozent über demjenigen des Vorjahresmonats. Die Spannungen und Unsicherheiten haben im Verlauf des Krieges nochmals zugenommen, besonders hinsichtlich der Gasversorgung.
Das Destatis weist darauf hin, dass die hohen Preissteigerungen für Erdgas zu höheren Strompreisen führen. Das liegt an der hohen Abhängigkeit der Stromerzeugung vom Erdgas. Der Strompreis stieg von Februar 2021 bis Februar 2022 um 66,5 Prozent.
Wichtige deutsche Industriebranchen zeigen sich deutlich beunruhigt. Die hochkomplexen Zulieferketten etwa in der Autoindustrie sind nicht sicher, weil die Versorgungsituation energieintensiver Hersteller von Vor- und Zulieferprodukten nicht gewährleistet werden kann. Das gilt besonders dann, wenn es doch noch zu einem Lieferstopp für Gas kommen sollte. Als besonders wichtig für die Automobilproduktion sind folgende drei energieintensive Branchen zu nennen: die Chemie-, die Metall- und die Glasindustrie.
Düngemittel
Als Reaktion auf Russlands Angriff auf die Ukraine, hat es einen starken Preissprung am Markt für Düngemittel gegeben. Dabei hatten sich die Preise für Düngeprodukte schon vor dem Ukraine-Krieg erheblich erhöht.
Russland gilt als der größte Düngemittelexporteur der Welt. Sein Anteil am globalen Handel mit Dünger liegt bei rund 20 Prozent. Für Ammoniumnitrat hat Russland schon Anfang Februar ein Ausfuhrstopp verhängt.
Konkret sind auch Kalisalze zu erwähnen, die zu Mineraldünger verarbeitet werden. Russland steht hinter Kanada auf Platz zwei der größten Produzenten von Kalisalzen. In China, einem der Hauptabnehmerländer für Kali aus Russland und Belarus, wird bereits von einer Preiserhöhung für Kali von rund 30 Prozent berichtet.
Aufgrund der schlechteren Verfügbarkeit von Düngemitteln wird mit weltweit geringeren Ernten gerechnet. Auch Europa wird durch die Problematik betroffen sein, denn die Lebensmittelpreise werden weiter steigen.
Agrarrohstoffe
In den letzten Wochen ist der Weizenpreis stark angestiegen. Verschärft hat sich diese schon zu Jahresbeginn einsetzende Entwicklung nochmal deutlich durch den Angriff Russlands auf die Ukraine. Zusammen stehen diese zwei Länder für etwa ein Viertel der weltweiten Weizenexporte. Durch den Krieg fallen hier wichtige Lieferungen aus. Besonders Länder, die keine eigene Produktion haben, sind stark betroffen. Das wird die Nachfrage nach Weizen und anderen Getreidesorten aus den westeuropäischen Ländern wachsen lassen. Weitere Preissteigerungen sind in der Folge zu erwarten. Im weiteren Verlauf der Wertschöpfungskette bezüglich Lebensmittel wird sich dies auch auf den Preis von Brot und Ähnliches auswirken.
Auch Raps ist massiv teurer geworden. Der Rapspreis erreichte einen historischen Höchststand Mitte März. Als Grund ist hier zu nennen, dass die Ukraine zumindest für die Europäische Union bisher der wichtigste Rapslieferant war. Der Preis von Raps ist auch deshalb gestiegen, weil die Lieferungen von Sonnenblumenöl aus der Ukraine ausfallen. Sonnenblumenöl hat sich in den letzten Wochen stark verteuert und gilt als knapp. Rapsöl ist als Alternative zu Sonnenblumenöl besonders gefragt.
Um dem Problem der Lieferengpässe entgegenwirken zu können, können Sie den Beitrag „Gestörte Lieferketten: 4 Sofortmaßnahmen gegen Lieferengpässe“ zur Hand nehmen. Wenn Sie dennoch Unterstützung brauchen, sind wir für Sie da!
Kontakt:
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