China strebt die Weltspitze an: Was ist deren Erfolgsgeheimnis
Was müssen deutschsprachige Unternehmen über die chinesische Wirtschaftspolitik und Unternehmer wissen?
Ein großer Teil des chinesischen Erfolges oder das chinesische Erfolgsgen, besteht meiner Meinung nach darin, dass es eben eine „Sowohl-als-auch-Kultur“ ist. Das wird vom Westen teilweise nicht verstanden, ist aber für Politik und Wirtschaft wichtig zu verstehen, um mit China bzw. chinesischen Unternehmen konstruktiv zusammenzuarbeiten. Im Gegensatz zu China haben wir im Westen eine entweder/oder bzw. eine schwarz/weiß-Kultur. Das bedeutet, dass die chinesische Regierung als auch die Chinesen an sich einen sehr schwierigen Spagat hinbekommen. Sie haben einerseits sehr langfristige strategische Ziele, sowohl der Staat als auch die Provinzen und die Unternehmen. Gleichzeitig sind sie aber von einer absolut pragmatischen, fast schon skrupellosen Anpassungsfähigkeit, was natürlich auch Auswirkungen für Vertragswerke etc. hat.
Das gibt ihnen eine enorme Agilität. Kleine Beispiele wären, dass schon Mitte der Achtziger Jahre, die Jahrhundertziele verkündet wurden, wo China im Jahre 2049 stehen will, wenn das hundertjährige Jubiläum der Volksrepublik China ansteht. Im Großen und Ganzen werden diese Leitlinien oder Leitplanken auch eingehalten. Aber wie der Weg dahin konkret aussieht, das wird sehr oft durch trial and error ausprobiert. Das gilt für die chinesische Politik und die chinesischen Unternehmen.
China denkt langfristig und nicht bspw. von Wahl zu Wahl. Beispielsweise wollen die Chinesen Taiwan wieder „heimholen“. Das wird seit Jahrzehnten immer wieder bekräftigt. Jede Stimme von außen wird als unzulässige Einmischung in eine innere Angelegenheit aufgefasst. Ein Angriff Chinas ist nur eine Frage der Zeit.
Wie schon gesagt denken die Chinesen strategisch in langen historischen Zeiträumen. Sie haben ein großes Geschichtsbewusstsein. Für sie sind ein paar Jahrzehnte ein Klacks. Sie schauen nicht nur darauf, ob sie übernächstes Jahr oder erst in siebzehn Jahren die größte Volkswirtschaft der Welt sind. Aber nach der Kaufkraftparität sind sie das schon seit längerem.
Süffisant zusammengefasst lief die Geschichte aus chinesischer Sicht dreieinhalbtausend Jahre lang sehr gut. Blicken wir einmal auf den Anfang des 18. Jahrhunderts. Da haben China und Indien zusammen mehr als die Hälfte des weltweiten Bruttosozialprodukts ausgemacht haben. Nur in den letzten 180 Jahre, also seit den verlorenen Opium-Kriegen in den 1840-ern, ist China halt gedemütigt und ins letzte Glied zurückbefördert worden.
Die Chinesen wollen wieder an die Weltspitze – da wo sie über Jahrtausende waren.
Dabei denken sie sich, was sind schon die letzten 180 Jahre im Vergleich zur dreieinhalb tausendjährigen Geschichte des Landes. Wenn dagegen Putin Russland als Welt Imperium aufspielt, können die Chinesen nur laut loslachen.
Dieses Ziel, wieder zurück an die Weltspitze zu kommen, prägt Chinas gesamtes Denken und Handeln. In den strategischen über Jahre auslegten Plänen der Regierung ist daher auch die Gruppe viel wichtiger als der einzelne Chinese oder das einzelne Unternehmen.
Die harten Eingriffe gegenüber beispielsweise dem Tech-Unternehmen Alibaba das zurückgestutzt wurde, ist ein Trend der Politisierung der Wirtschaft, der sich angekündigt hat. Und das wird so weitergehen, wenn Unternehmen zu mächtig werden.
Es ist eindeutig, dass Xi Jinping als mächtigste Politiker, die Ideologisierung und Politisierung der Wirtschaft vorantreibt – auch um seine Position zu festigen. Diese neuen Weichenstellung der chinesischen Wirtschaftspolitik am 20. Parteitag habe ich in meinem Newsletter „Name & Anmeldelink Newsletter“ ausführlich beschrieben. Sie betrachten die Auswirkungen unternehmerischen Handelns nicht alleine auf das Unternehmen sondern auf ganze Gemeinden, Provinzen und gegebenenfalls auf das ganze Land. Das geht aber nur, wenn die Politik langfristig denkt. Überspitzt gesagt denken unsere Politik nur bis zur nächsten Wahl. Das ist eine unserer Schwächen.
Wann will China die Weltspitze erreichen?
Da sie langfristig denken, jetzt komme ich zu meinem Ausgangspunkt zurück, ist es den Chinesen völlig egal, ob sie jetzt 2035 oder 2042 die weltgrößte Volkwirtschaft sind und die beste größte Armee der Welt haben etc. Schön wäre es aus chinesischer Sicht, wenn das spätestens bis 2049, nämlich zum hundertjährigen Staatsbestehen, soweit ist. Und diesem Ziel wird alles untergeordnet.
Hier sind weitere Teile der Serie “Chinas Seele verstehen” aufgeführt
Teil 1: Warum mittelständische Unternehmen sich nicht gänzlich von China und Asien abwenden sollten
Teil 2: Freihandelsabkommen RCEP: Große Chancen für den Mittelstand
Teil 4: Die Politisierung der Wirtschaft Chinas verstehen
Über Prof. Dr. Karl Pilny
Der internationale Wirtschaftsanwalt Prof. Dr. Karl Pilny gilt als einer der profundesten Asienkenner im deutschsprachigen Raum. Der japanisch-sprechende Investmentexperte hat viele Jahre in Asien gelebt und in den vergangenen dreißig Jahren zahlreiche Investitionen in und nach Asien begleitet. Prof. Dr. Pilny ist Geschäftsführer der auf Markteintritte in Asien spezialisierten Beratungsgesellschaft asia21 GmbH in Zürich und darüber hinaus seit vielen Jahren als Unternehmer und Business Angel tätig. Mit der Dealmaker.io GmbH und dem Asia Strategy Institute beim BWA in Berlin verhilft er europäischen Unternehmern zum erfolgreichen Eintritt in asiatische Märkte und begleitete asiatische Firmen auf ihrem Weg nach Europa.
Neben einem starken Netzwerk in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist Pilny gefragter Keynote Speaker und Autor diverser Bücher mit Asienbezug. Bekanntheit erlangte insbesondere seine Trilogie „Das asiatische Jahrhundert“. Diese ist beim Campusverlag erschienen und umfasst „Das asiatische Jahrhundert“ (Ostasien), „Tanz der Riesen“ (Südasien) und „Tiger auf dem Sprung“ (Südostasien). Ferner erschien 2010 beim Finanzbuchverlag München sein „Investment Guide Asien“. „Asia 2030 – was der globalen Wirtschaft blüht“, die Fortsetzung der Trilogie, wurde 2019 für den getAbstract International Book Award nominiert.
Mitgründer und Geschäftsführer von Dealmaker.io GmbH
Prof. Pilny ist Mitgründer und Geschäftsführer von Dealmaker.io GmbH. Dies ist für Leser interessant, wenn es darum geht, wie sich in Asien aufstellen, wie sie lokale Partner vort Ort finden oder wie man reagiert, wenn asiatische und chinesische Unternehmen beispielsweise die Lieferketten aus ihrer Perspektive umstrukturieren. Als digitaler Transaktionsberater hilft Dealmaker.io zudem bei allen Fragen rund um den Unternehmensverkauf.
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Über das Buch „Praxiwissen China“
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