Interview mit: Frank Schönrath, Geschäftsführer European Beverage Sourcing Alliance (EBSA), das Interview führten Alexander Hornikel, Country Manager Kloepfel Consulting und Dr. Stephan Hofstetter, Partner Kloepfel Consulting.
Ein Einblick in die innovative Einkaufsgemeinschaft für die Getränkebranche und deren Einkaufsoptimierung
EBSA verfolgt ein spannendes Geschäftsmodell. Könnten Sie den Leser dazu abholen?
Die European Beverage Sourcing Alliance (EBSA) fokussiert sich als Einkaufsgemeinschaft auf die Beschaffung und das Lieferantenmanagement für Getränkeproduzenten. Wir handeln Einkaufsrahmenverträge mit Lieferanten aus, die es unseren Kommanditisten ermöglichen, Waren und Dienstleistungen unter festgelegten Bedingungen zu kaufen. Die Kommanditisten nennen uns die benötigten Waren und Mengen, während wir diese Informationen bündeln, mit den Lieferanten verhandeln und die Rahmenverträge abschließen. Wir werden direkt von den Lieferanten vergütet, indem wir 1 Prozent des Einkaufsvolumens als Dienstleistungsgebühr erhalten, ohne dass die Kommanditisten für diese Dienstleistung bezahlen müssen.
Mit unserem Konzept können Getränkehersteller auf die Herausforderungen des Marktes reagieren, die durch steigende Nachfrage nach Rohstoffen und Verpackungsmaterialien bei gleichzeitigem Rückgang des Angebots, intransparenter Preiserhöhungen und einem zunehmenden globalisierten Wettbewerb geprägt sind.
Zudem ist es uns wichtig, ESG-Standards und rechtliche Anforderungen einzuhalten, um Menschenrechts- und Umweltverletzungen in den Lieferketten vorzubeugen.
Darüber hinaus möchte ich die Wichtigkeit unseres standardisierten Datenmanagements durch die Implementierung des globalen Referenzdatenstandards ECLASS betonen. Durch die Verwendung vergleichbarer Daten können wir neue Einkaufsstandards etablieren und die intelligente Fertigung sowie das Internet der Dinge vorantreiben.
Hatte das Bundeskartellamt keine Einwände gegen eine Einkaufsgemeinschaft von zwei Wettbewerbern?
Das Bundeskartellamt hat keine Einwände unter der Voraussetzung, dass strikte kartellrechtliche Leitlinien eingehalten werden. Diese umfassen die Beachtung eines Verhaltenskodex und spezifischer Do’s und Don’ts bei Treffen und im Informationsaustausch. Wichtig ist dabei, dass nur solche Informationen geteilt werden, die für die Erstellung einer Liste der zu beschaffenden Produkte und Dienstleistungen notwendig sind, ohne individuelle Einkaufsstrategien oder -preise offenzulegen. Zudem dürfen keine sensiblen Daten wie aktuelle oder zukünftige Strategien, Lieferanten- oder Kundendaten ausgetauscht werden. Darüber hinaus dürfen keine Absprachen über die Zuteilung von Kunden oder Aufträgen erfolgen.
Durch diese Vorgaben wird sichergestellt, dass die Zusammenarbeit den rechtlichen Rahmenbedingungen entspricht und der Wettbewerb nicht beeinträchtigt wird.
Kurz gesagt, die Brauereien können zusammenarbeiten, solange sie die kartellrechtlichen Einschränkungen beachten, um den Wettbewerb zu schützen.
Ist EBSA offen für weitere Getränkeunternehmen in Europa?
Wir sind offen und bereit für weitere europäische Getränkehersteller. Durch unsere Öffnung für zusätzliche Mitglieder beabsichtigen wir, unsere Einkaufsmacht und unser Netzwerk zu vergrößern, was allen beteiligten Parteien zugutekommt. Unser fortwährendes Ziel ist es, die Effizienz und Effektivität des Einkaufs in der Getränkeindustrie zu optimieren und gleichzeitig unseren Mitgliedsunternehmen bedeutende Kosteneinsparungen und strategische Vorteile zu bieten.
Welche Ziele haben Sie mit der Unterstützung durch die Einkaufsexperten von Kloepfel Consulting verfolgt?
Gemeinsam mit den Einkaufsexperten von Kloepfel Consulting verfolgten wir zwei Hauptziele. Zum einen wollten wir den Reifegrad unserer verschiedenen Einkaufsorganisationen bewerten. Es war uns wichtig zu verstehen, auf welcher Entwicklungsstufe sich jede einzelne Einkaufsabteilung befindet, um gezielt Maßnahmen zur Optimierung ableiten zu können. Zum anderen lag unser Fokus auf der Identifizierung von Möglichkeiten zur Kostenreduzierung.
Welche Hebel wurden bei der Einkaufsoptimierung eingesetzt?
In der ersten Phase konzentrierten wir uns auf die Nachverhandlung bestehender Verträge, um unmittelbare Einsparpotenziale zu heben. In der zweiten Phase setzten wir dann auf Ausschreibungen und Verhandlungen, um die bestmöglichen Konditionen zu erzielen.
Darüber hinaus nutzten wir globales Benchmarking und die Aushandlung von Kopfkonditionen, um unsere Einkaufsbedingungen zu verbessern. Eine wichtige Rolle spielte auch die Differenzierung in unserer Sourcing-Strategie, die den Wechsel zu leistungsfähigeren Lieferanten, ein effektives Vertragsmanagement und die Entwicklung bestehender Lieferantenbeziehungen einschloss. Value Engineering, insbesondere durch die Standardisierung von Spezifikationen, half uns, unnötige Kosten zu eliminieren und gleichzeitig die Qualität zu sichern.
Weitere bei EBSA langfristige Hebel als Einkaufsorganisation sind die Bündelung von Mengen, sowie Cost-Breakdown und Kostenindizierung, um die wesentlichen Kostenfaktoren – Zucker, Braugerste, Glas und Aluminium – gezielt zu adressieren.
Durch diese strategische Kombination von Hebeln konnten und können wir signifikante Kosteneinsparungen realisieren und sowohl die Effizienz als auch Effektivität unserer Einkaufsorganisation steigern.
Was sind die größten Herausforderungen in einem Projekt mit vielen beteiligten Parteien?
Eine der größten Herausforderungen ist der unterschiedliche Reifegrad der beteiligten Organisationen. Dies kann von fortgeschrittenen Systemen und Prozessen bis hin zu weniger entwickelten Strukturen variieren, was die Harmonisierung der Arbeitsprozesse erschwert. Hinzu kommt die Vielfalt in den Herangehensweisen bei Change-Management-Prozessen. Jede Organisation hat ihre eigene Kultur und Methodik, um Veränderungen zu implementieren, wodurch die Koordination und Umsetzung übergreifender Maßnahmen beeinträchtigt werden.
Ein weiteres Thema ist die Standardisierung von Spezifikationen. Die Notwendigkeit, einheitliche Standards zu entwickeln, stellt sich als besonders anspruchsvoll heraus, wenn unterschiedliche Anforderungen aufeinandertreffen. Darüber hinaus ist die zeitnahe Übermittlung von qualitativen Daten eine ständige Herausforderung.
Gemeinsam mit allen Beteiligten konnten wir diese Herausforderungen gut lösen.
Hat sich die Stellung des Einkaufs in den Unternehmen und gegenüber den Lieferanten verbessert?
Die Stellung des Einkaufs innerhalb der Unternehmen sowie in den Beziehungen zu den Lieferanten hat sich eindeutig verbessert. Diese positive Entwicklung ist vor allem auf die erhöhte Transparenz zurückzuführen, die durch die Initiativen und Prozesse von der European Beverage Sourcing Alliance (EBSA) ermöglicht wurde. Zudem wurde der Einkauf durch die gesteigerte Sichtbarkeit und deren Auswirkungen auf die Geschäftsergebnisse deutlich aufgewertet.
Dies führte auch zu einer stärkeren Position gegenüber den Lieferanten. Viele von ihnen sehen in der Zusammenarbeit mit uns eine wertvolle Chance, ihr eigenes Wachstum voranzutreiben.
EBSA konnte inzwischen einen schlagkräftigen Einkauf aufbauen. Was können Sie uns zur weiteren Ausrichtung verraten?
Seit dem Start von EBSA am 1. Juni des vergangenen Jahres, zunächst als eine „One-Man-Show“, haben wir große Fortschritte gemacht. Wir konnten ein starkes Einkaufsteam aufbauen, das mittlerweile Experten aus verschiedenen Branchen umfasst. Darunter befinden sich Spezialisten aus dem FMCG-Sektor (Fast Moving Consumer Goods), der Automobilindustrie sowie der breiteren Industrielandschaft. Inzwischen ist unser Team auf einen zweistelligen Bereich angewachsen.
Unser Ziel ist es, unseren Kommanditisten zu jedem Zeitpunkt einen optimalen Service bieten zu können. Wir werden unsere Expertise weiter ausbauen, indem wir gezielt nach Experten suchen, die unser Team mit ihrem branchenspezifischen Wissen und ihrer Erfahrung bereichern. So möchten wir sicherstellen, dass unsere Partner nicht nur von den besten Preisen und Konditionen profitieren, sondern auch von innovativen Lösungen in der Beschaffung. Kurz gesagt, die EBSA steht nicht still.
Welche Bedeutung haben die Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit?
Digitalisierung und Nachhaltigkeit spielen für uns eine zentrale Rolle. Angesichts der Komplexität und Größenordnung einer Einkaufsgesellschaft mit europaweiten Verbindungen sowie den zu beachtenden kartellrechtlichen Bestimmungen ist der Einsatz modernster Technologien unabdingbar. Traditionelle Werkzeuge wie Excel und Outlook genügen bei weitem nicht den Anforderungen, die an uns gestellt werden.
Das Thema Nachhaltigkeit hat auch für unsere Gesellschafter und die EBSA selbst eine herausragende Bedeutung. Die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, insbesondere des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG), ist von größter Wichtigkeit. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und bieten Lösungen an, die eine effektive Überwachung der Lieferketten ermöglichen.
Was können Sie zur Zusammenarbeit mit dem Beraterteam von Kloepfel sagen?
Unsere Zusammenarbeit mit dem Beraterteam von Kloepfel Consulting war durchweg positiv und produktiv. Von Beginn an zeichneten sich die Berater durch einen respektvollen und professionellen Umgang aus. Besonders beeindruckend war die Bereitschaft der Berater und Analysten von Kloepfel, sich voll und ganz einzubringen und die „Extrameile“ zu gehen, um unsere Ziele zu erreichen. Diese Einstellung zeigt, dass Kloepfel Consulting nicht nur darauf abzielt, ansprechende Präsentationen zu erstellen, sondern vielmehr darauf fokussiert ist, substantielle und ergebnisorientierte Gewinn- und Verlustresultate zu erzielen.
Kontakt:
Kloepfel Group
Christopher Willson
Tel.: 0211 941 984 33 | Mail: rendite@kloepfel-consulting.com