Erfolgsgeschichte Cleanfix – Interview mit Florian Vogel, Geschäftsführer von Projekt Professionals
Alternative zu China – Aufbau eines Werks für Reinigungsmaschinen in Indien
Projekt Professionals ist ein führendes Beratungsunternehmen, das sich auf operative Transformationen und Produktionsoptimierungen spezialisiert hat. Kloepfel Services ist ein Experte im Bereich Lieferkettenmanagement und Beschaffungsstrategien. Gemeinsam sind sie die operativen Transformationsprofis für den Mittelstand – nicht nur in Indien. Die beiden Kooperationspartner sind weltweit in der Lage, Fabriken und Lieferketten zuverlässig aufzubauen.
Lesen Sie in diesem Interview, wie Projekt Professionals und Kloepfel Services es geschafft haben, in Indien ein Werk für Cleanfix, einem führenden Produzenten für Reinigungsmaschinen, zu errichten.
Wie kam die Entscheidung von Cleanfix zustande, ein Werk in Indien aufzubauen?
Das Land hat eine Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen und damit ein großes Absatzpotenzial für die Reinigungsmaschinen der schweizerischen Cleanfix AG. Deshalb hat das Unternehmen entschieden, diesen Markt zu erschließen – benötigt aber eine tiefere Kostenbasis, um dies zu realisieren. Daher wurde mit unserer Hilfe ein Montagewerk in Indien errichtet. Zudem konnte eine indische Partnerfirma gefunden werden, die in einem branchennahen Umfeld tätig ist, und über das entsprechende Marktwissen verfügt. Zusammen wurde ein Joint Venture gegründet und somit die Basis für dieses Projekt gelegt.
Das Hauptproblem vieler europäischer Unternehmen liegt darin, dass die Industrie in den letzten 15 Jahren lange und anfällige Lieferketten aufgebaut hat, die heute nicht mehr zuverlässig funktionieren. Darüber hinaus gibt es zunehmende Handelshemmnisse zwischen den USA, China und Europa. Unternehmen müssen sich oft für eine Seite entscheiden. Wenn ein Schweizer Unternehmen in China produziert, aber Kunden in Amerika hat, kann das kritisch werden, insbesondere durch Strafzölle. Außerdem sind in China die Lohnkosten gestiegen. Indien bietet eine attraktive Alternative: niedrige Produktionskosten und die Möglichkeit, eine globale Kundenbasis zu beliefern.
Welche Rolle hatte bei diesem Projekt Project Professionals und welche Kloepfel Services?
Kloepfel Services hatte den Auftrag, ca. 1.000 Teile im indischen Markt zu lokalisieren. Um das zu erreichen, wurde die Einkaufsorganisation des Kunden und sein Lieferantennetzwerk aufgebaut, der Lokalisierungsprozess definiert und die eigentliche Lokalisierung bis zur Serienreife durchgeführt.
Die wichtigste Aufgabe war es, die Brückenfunktion zwischen der Schweiz (sendende Einheit) und der lokalen Organisation in Indien sicher zu stellen. Durch die globale Orientierung von Kloepfel Services ist uns das hervorragend gelungen. Innerhalb von weniger als einem Jahr haben wir 60 neue Lieferanten aufgebaut.
Die Aufgabe von Project Professionals war es, das richtige Setting für das Projekt zu finden. Wir vermitteln zwischen den zwei Kulturen, bauen die lokale Organisation des Werkes auf, evaluieren externe Partner vor Ort, führen Prozesse ein, und stellen ein stringentes Projektmanagement sicher. Wir stellen also sicher, dass der Kunde jederzeit die Transparenz und Einflussmöglichkeit hat, was im entfernten Indien geschieht. Um das zu erreichen, nutzen wir unser lokales Netzwerk in Indien von Projektleitern, Qualitätsmanager, ERP-Spezialisten und Einkäufern. Durch dieses Setting konnten wir bislang jedes indische Projekt erfolgreich zu Ende führen.
Macht es für Cleanfix Sinn, in Indien zu produzieren und diese Produkte dann beispielsweise nach Europa zu exportieren?
Das Werk in Indien wurde vornehmlich aufgebaut, um den indischen Markt zu beliefern. Sobald das Unternehmen etabliert ist, gibt es natürlich weitere Wachstumspotentiale. Zum Beispiel könnten weitere Märkte erschlossen werden, in denen Cleanfix heute aus Kostengründen nicht partizipieren kann.
Ein weiteres interessantes Szenario wäre es, die in Indien hergestellten und montierten Teile in die Schweiz zu exportieren und dort in die Produktion zu integrieren. Hier spielt das Freihandelsabkommen zwischen der EFTA (Schweiz, Liechtenstein, Norwegen, Island) und Gespräche mit Indien eine zentrale Rolle. Einen zollfreien Import von indischen Einzelteilen in die Montage in der Schweiz könnte die Produktionskosten von Cleanfix reduzieren und den Handlungsspielraum vergrößern.
Erstmal beliefert das indische Werk den indischen Markt, während das Schweizer Werk den Rest der Welt bedient. Auf diese Weise können wir das Risiko in Bezug auf Qualität oder Lieferprobleme geografisch begrenzen.
Was sind die wichtigsten Herausforderungen vor Ort?
Der Informationsaustausch und die Koordination nehmen eine zentrale und herausfordernde Rolle ein. Beim Austausch von Daten haben wir immer eine sendende Einheit (Kunde) und eine empfangende Einheit (Werk in Indien, Lieferanten). Manchmal sind bspw. die Zeichnungen des Kunden nicht aktuell oder nicht verfügbar, die Abnahmeprotokolle fehlen oder technische Informationen sind unvollständig. Diese Probleme treten besonders auf, wenn wir die Lokalisierung angehen oder die Supply Chain in Indien aufbauen.
Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Die sendende Einheit gibt bspw. die Information, ein Teil sei ein Blechteil, in Wahrheit ist es aber ein Drehteil – also eine falsche Materialkategorie. Wenn wir das nicht bemerken, fragen wir die falschen Lieferanten an, und so beginnt die Odyssee. Deshalb ist es wichtig, am Anfang eines Projekts oder der Implementierungsphase sicherzustellen, dass wir einen verlagerbaren Zustand haben. Das bedeutet, dass alle notwendigen Informationen vorhanden sind, um die Lieferanten vor Ort qualifiziert zu versorgen.
Worauf muss man noch achten?
Im Grunde genommen haben alle Projekte dieselben Projektschritte. Wir haben daraus einen Standard entwickelt, den auch unsere Kunden verwenden. Dennoch gibt es typische Fehler in einem Projekt, die sich vermeiden lassen. Beispielsweise ist die erste Frage, wenn wir ein Projekt aufsetzen, immer: Was genau ist der Auftrag? Ein häufig gemachter Fehler ist die unklare Auftragsdefinition. Es ist wichtig, den Auftrag vor Beginn des Projekts nochmals zu konkretisieren. Ein gängiges Sprichwort unter Projektleitern lautet „Zeige mir den Beginn eines Projektes und ich sage dir wie es endet“.
Ein weiteres Thema sind die Strukturierung und die Koordination von Arbeiten. Beispielsweise müssen Maschinen bestellt werden, die oft lange Lieferzeiten haben. Dies sollte in der Planungsphase vorgezogen werden, um später Zeit zu sparen.
Hinzu kommen nicht eingehaltene Deadlines. Bei den wöchentlichen Projektdurchsprachen frage ich den indischen Kollegen oft, bis wann eine Aufgabe erledigt wird. Sie nennen den bestmöglichen Termin, der aber selten eingehalten wird. Ein Projektplan und ein Budget ist meistens zu optimistisch, daher braucht man in indischen Projekten mehr Spielraum und Pufferzeiten, um Korrekturen vorzunehmen.
Je nach Standort in Indien kann die Rekrutierung von qualifizieren Mitarbeitern eine Herausforderung sein. Auch in Indien gibt es den „War of Talents“ und Spezialisten sind manchmal schwierig zu bekommen. Insbesondere wenn das Unternehmen in Indien noch nicht bekannt ist.
Wie führt man die indischen Lieferanten?
Man muss herausfinden, wann und inwieweit man den Chef des indischen Lieferanten involvieren muss. Der indische Kollege stellt sich unter einem Bauteil etwas vor, aber es ist unvollständig und qualitativ nicht auf dem gewünschten Niveau. Das heißt Kommunikation und Eskalation auf diversen Ebenen des Lieferanten sind sehr wichtig. Das gilt auch für das eigene Unternehmen und den Kunden.
Zudem braucht es Nahbarkeit, da es oft viele Hierarchiestufen zwischen dem Mitarbeiter des Kunden und mir gibt. Wenn ich diese reduzieren kann, entsteht eine Vertrauensbasis und eine gute Arbeitsgrundlage.
Gibt es weitere Herausforderungen mit indischen Lieferanten?
In Indien hat der Mittelständler nicht automatisch die Pole-Position inne, was bedeutet, dass der Zugang zu den besten Lieferanten nicht sofort gegeben ist.
Zudem haben Rahmenverträge in Indien nicht die gleiche Bedeutung wie bei uns, da das System dort agiler ist. Die indische Kultur ist nicht so linear wie ein Schweizer Uhrenwerk, daher ist ein Vertrag oft eine Auslegungssache und die Beziehung spielt eine große Rolle. Es ist daher notwendig, vor Ort zu sein und die Kunden häufig zu besuchen.
Welche Maßnahmen zur Einhaltung der Qualitätsstandards gibt es?
Auf theoretischer und konzeptioneller Ebene ist die indische Kultur sehr stark. Jeder kann mit mir eine gehobene Diskussion darüber führen, wie ein Qualitätsplan funktioniert. Daher verwenden wir die gängigen Qualitätsmethoden. Es stellt sich jedoch immer die Frage nach der Umsetzung auf der praktischen Ebene. Wenn ich mir beispielsweise einen Audit-Report eines Lieferanten anschaue, sieht alles tipptopp aus. Bin ich dann vor Ort, merke ich, dass derjenige, der den Report ausgefüllt hat, gar kein Verständnis vom Produktionsprozess hat. Das ist die Diskrepanz zwischen dem Theoretischen auf dem Papier und der Realität im Shopfloor. Der einzige Weg, wie man Qualität erreichen kann, ist partnerschaftlich, repetitiv und vor Ort daran zu arbeiten.
Wie lange begleitet Ihr Cleanfix?
Unser Auftrag ist es, Cleanfix so weit zu bringen, dass das Werk handlungsfähig ist und sich selbst optimieren kann. Unser Einsatz ist auf 11 Monate begrenzt und ich denke, das kriegen wir hin.
Wie lautet Dein Fazit?
Indische Projekte sind die herausforderndsten, die wir bisher gemacht haben. Aber der Nutzen kann enorm sein. Kostenreduktionen von durchschnittlich 50% mit vergleichbarer Qualität sind tatsächlich möglich! Natürlich spielt die Komplexität der Teile und Produktion auch noch eine Rolle, aber grundsätzlich sind unsere Kunden jeweils über die erreichbaren Kosten überrascht.
Wenn ein westeuropäisches Unternehmen überlegt, in Indien zu produzieren, muss es bei der strategischen Planung realistisch sein und die kulturellen Unterschiede berücksichtigen. Dennoch ist es für einen Mittelständler heute möglich, Projekte in dieser Größenordnung erfolgreich um zu setzten. Es erfordert erhebliche Investitionen und Ausdauer, aber dann ist Indien ist eine großartige Chance.
Cleanfix: Robust, effizient, einfach zu bedienen und langlebig.
Cleanfix ist ein führender Hersteller von Reinigungsmaschinen mit Sitz in der Schweiz. Das Unternehmen ist bekannt für seine hochwertigen und innovativen Reinigungslösungen, die sowohl für gewerbliche als auch industrielle Anwendungen entwickelt wurden. Cleanfix bietet eine breite Palette von Produkten, darunter Trockensauger, Nasssauger, Scheuersaugmaschinen und Kehrmaschinen. Mit einem starken Fokus auf Qualität und Zuverlässigkeit, stellt Cleanfix seine Maschinen in der Schweiz her und setzt auf modernste Technologie und nachhaltige Produktionsmethoden. Das Unternehmen hat sich einen Namen gemacht, indem es auf die Bedürfnisse seiner Kunden weltweit eingeht und maßgeschneiderte Lösungen anbietet. Im Web unter: www.cleanfix.com
Kloepfel Services: Flexibilität im Einkauf
Kloepfel Services bietet Unternehmen flexible Einkaufs- und Projektmanagementkapazitäten mit osteuropäischen Experten. Diese Fachkräfte sind international erfahren, sprechen Deutsch, Englisch und andere Sprachen, und sind mit sämtlichen Tools vertraut. In unsicheren Zeiten ermöglicht Kloepfel eine schnelle Anpassung der Manpower ohne langfristige Verpflichtungen. Vorteile sind niedrige Lohnkosten, EU-Rechtssicherheit und reibungslose Zusammenarbeit mit internationalen Lieferanten. Ideal für kurzfristige Bedarfsschwankungen oder große Projekte. Weitere Infos unter www.kloepfel-services.com
Project Professionals: Realizing industrial complexity
Wir stellen sicher, dass Ihr Konzept umgesetzt wird. Project Professionals bietet erstklassige Projektleitung für Unternehmen in der Industrie an. Wir sind spezialisiert auf Aufbau von Werken, Verlagerungen, Industrialisierung von Design und Ad-hoc Projekte. Langjährige Erfahrungen mit Projekten in Indien, China, Zentralasien und Osteuropa zeichnen uns aus. Weitere Infos unter www.project-professionals.ch
Kontakt:
Kloepfel Group
Damir Berberovic
Tel.: 0211 941 984 33 | Mail: rendite@kloepfel-consulting.com