Marktreport März 2020:
Mundschutzmasken, Schutzkleidung, Desinfektionsmittel
Wie steht es um die weltweite Angebotslage hinsichtlich Hygieneartikeln wie Schutzkleidung und Händedesinfektionsmittel?
Die Produktionen werden zurzeit weltweit hochgefahren. Jedoch scheitern viele Firmen an einer mangelhaften Maschinenausstattung und an Engpässen hinsichtlich des Vormaterials wie FFP Vlies oder Ethanol für Desinfektionsmittel. Zusätzlich sorgen zahlreiche Exportrestriktionen für weitere Herausforderungen und verschärfen die Situation in den Lieferketten.
Mit dem starken Nachfragenanstieg für Schutzkleidung und Desinfektionsmittel steigt auch der Preis. Was sollte hier maximal bezahlt werden?
Dazu lässt sich keine allgemein gültige Aussage treffen. Sowohl auf der Produktseite als auch hinsichtlich der Logistik müssen die jeweiligen Tagespreise eingeholt und verglichen werden.
Aber um ein paar Zahlen zu nennen: Vor Ausbruch der Corona-Pandemie kostete eine FFP2-Maske circa 0,45 EUR pro Stück. Nun haben wir einen enorm starken Kontrast mit unrealistischen Preisen bis hin zu 15 Euro pro Stück. Realistisch sind derzeit Preise von rund 7 Euro pro Stück. Auf Grund der verschärften Maßnahmen durch Bund und Länder sowie anstehender länderübergreifender Maskenpflicht-Entscheidungen ist jedoch tendenziell mit weiteren Preissprüngen zu rechnen.
Wie viele Anrufe erhaltet Ihr von Euren Kunden pro Tag bezüglich der Beschaffung von Mundschutzmasken und anderen Artikeln?
Wir erhalten täglich rund 200 Anrufe unserer Kunden, welche mit den verschiedensten Sorgen zum Thema auf uns zukommen.
Welche Branchen suchen aktuell dringend Schutzkleidung und Desinfektionsmittel?
Primär handelt es sich um Verbände, Hospitäler, Industrieunternehmen sowie Handelsunternehmen. Klassischerweise Unternehmen und Einrichtungen deren Auslastung durch die Corona-Krise enorm steigt.
Wie schnell kann die Kloepfel Task Force ihren Kunden Schutzmasken und ähnliches organisieren?
Unsere normale Lieferzeit beträgt 10 bis 14 Tage. Wenn wir Ware lagerhaltig haben, sind wir jedoch weitaus schneller.
Woher kommen die Masken und steigt das Angebot aus Deutschland?
Aktuell stammen die Schutzmasken noch zu 100 Prozent aus China. Eine signifikante Steigerung des Angebots aus Deutschland ist noch nicht festzustellen.
Welche Herausforderungen bringt die Logistik mit sich?
In der Logistik sind insbesondere die Preise und die Kapazitäten ein Problem. Auf Grund der schwierigen regulatorischen Bedingungen sind die Frachtpreise explodiert und die Flug-Frachtkapazitäten ausgereizt, da die regulären Passagierflüge als Transportmittel weggebrochen sind. Somit sind nur noch Cargo-Flieger im Einsatz. Gleichzeitig kommt es zu Abwicklungsengpässen an Flughäfen in China, was oftmals zu Verzögerungen führt.
Wie wird sich der Markt in den nächsten vier Wochen entwickeln?
Das lässt sich nur schwer prognostizieren. Es hängt stark davon ab, wie sich die Ausbreitung des Virus weiterentwickelt und welche Bedarfsträger auftauchen. Wenn auch Südamerika und Afrika mit hohen Bedarfen für Hygieneartikel den Markt betreten, wird es selbst bei maximal hochgefahrener Produktion schwer, den weltweiten Bedarf zu decken. Was passiert bei einer zweiten Welle nach einer Beruhigungsphase im Sommer? Wird es eine Maskenpflicht geben? All das sind unbekannte Indikatoren, welche die Verfügbarkeit von Masken und Co. stark beeinflussen werden.
Steigen die Produktion und das Angebot in Deutschland und der EU?
Die Zahlen steigen zwar, jedoch mangelt es nach wie vor an Maschinenkapazität und geeignetem Vormaterial. Leider lässt sich die Produktion nicht wie ein Lichtschalter an- und ausknipsen. Eine solche Produktionskurve anzuheben dauert Monate. Allein in Deutschland benötigen wir für den medizinischen und Pflege-Sektor 70 bis 80 Millionen Schutzmasken pro Woche. Hinzu kommen natürlich noch die Industrie und auch private Abnehmer.
Der Bedarf an Schutzmasken steigt weltweit. Wie macht sich der Wettbewerb um Masken und Co. bemerkbar?
Den hohen globalen Bedarf kann man klar an den drei Faktoren Preisen, Qualität und Versorgungssicherheit erkennen. Die Preise steigen stark, die Qualität nimmt teilweise durch die oben genannten Probleme ab und die Versorgungssicherheit ist auf Grund der logistischen Herausforderungen nicht gegeben.
Wie lässt sich die Schutzmittel Produktion in Deutschland und der EU hochfahren? Beispielsweise anhand kreativer Lösungen (Trigema näht Masken)?
Leider haben diese selbstgenähten Masken kaum Funktion und sind daher nicht sehr geeignet. Wer sich wirklich schützen möchte, sollte auf hochwertige FFP3-Masken zurückgreifen.
Wie erkennt man Betrüger bzw. wie erkennt man betrügerische Online-Shops?
Diese haben meist keine oder unpassende Zertifikate. Außerdem können diese Anbieter selten eine Unternehmenshistorie vorweisen, genauso wenig wie Referenzen. Leider gibt es jedoch auch Betrüger, welche nur schwierig zu erkennen sind, daher sollte Vorsicht geboten sein. Am besten ist es, die Beschaffung über erfahrene Vermittler abzuwickeln, wie beispielsweise die Kloepfel Task Force.
Wie finden bei Kloepfel die Qualitätsprüfungen statt?
Wir beschaffen nur von verifizierten Herstellern und lassen uns Muster als auch Referenzen präsentieren. Zudem führen wir vor Ort (bspw. in China) Kontrollen durch, um die Qualität und Funktionalität der Produkte zu gewährleisten.
Wie groß ist die Task Force für Schutzkleidung und Desinfektionsmittel?
Unser Team besteht inzwischen aus rund 40 Mitarbeitern. Wir unterstützen unsere Kunden zielführend und gehen auf individuelle Bedarfe ein. Durch das große Netzwerk der Kloepfel Group haben wir exzellente Kontakte auf der ganzen Welt und können somit schnell reagieren und Lösungen für die Probleme unserer Kunden finden.
Handlungsempfehlungen an die Regierungen?
Die Regierungen sollten über ein Mehrstufenmodell nachdenken:
Stufe 1: Akute Versorgungsengpässe mit verifizierten Partnern lösen
Dazu müssen die Entscheidungswege zeitnah beschleunigt werden. Entscheidungsgremien müssen verschlankt werden, Entscheidungsprozesse und Bestellungen beschleunigt werden und Zahlungsmodalitäten (Vorkasse) müssen den Realitäten angepasst werden. Zusätzlich muss der Freigabeprozess vereinfacht und an die Situation angepasst werden.
Stufe 2: Investitionen in lokale Produktion
Hier muss die gesamte Produktionskette beachtet werden. Von der Verfügbarkeit der Vormaterialien wie Vlies und Gummibändern bis hin zur finalen Maskenproduktion und den dazu benötigten Maschinen.
Stufe 3: Europäische Koordination
EU-Länder müssen zusammenarbeiten und sich bei der Steigerung der Produktion unterstützen, anstatt sich gegenseitig die Kapazitäten zu stehlen.
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