HWWI-Rohstoffpreisindex wächst im März moderat
- HWWI-Gesamtindex steigt um 3,2 % (US-Dollarbasis)
- Rohölpreise erhöhen sich um 5,8 %
- Preise für Nickel sinken um 11 %
(Hamburg, 6. April 2021) Der HWWI-Rohstoffpreisindex verzeichnete im März einen durchschnittlichen Anstieg von 3,2 % gegenüber dem Vormonat. Damit übertraf der Index seinen Vorjahreswert vom März 2020, zu Beginn des ersten globalen Lockdowns, um 82 %. Alle drei Teilindizes für Energie, Industrierohstoffe sowie Nahrungs- und Genussmittel stiegen im März durchschnittlich weiter an, verzeichneten aber im Vergleich zu ihrer Entwicklung im Februar nur moderate Wachstumsraten. Der Anstieg der Energierohstoffpreise spiegelte vor allem die Entwicklung an den Rohölmärkten wider. Die positiven weltwirtschaftlichen Aussichten, die unter anderem von den Impferfolgen in den USA und dem Wirtschaftswachstum in China getrieben werden, konnten auch durch die steigenden Corona-Infektionszahlen in Europa nicht getrübt werden. Dies spiegelte sich auch im Anstieg der Preise einiger Industriemetalle, darunter Kupfer, wider. Auf den Märkten für Nahrungs- und Genussmittel konnte neben einem Rückgang der Getreidepreise ein starker Preisanstieg für Pflanzenöle beobachtet werden.
Index für Energierohstoffe: +3,2 % (Eurobasis: +5,0 %)
Im März wurden die Rohölpreise von verschiedenen Faktoren auf der Nachfrage- und Angebotsseite beeinflusst. In der ersten Woche des Monats berieten die Mitglieder der OPEC+ über die gemeinsame Förderpolitik. Anders als vom Markt zunächst erwartet, einigte sich die Vereinigung der Ölproduzenten auf eine Verlängerung der aktuellen Produktionskürzungen um einen weiteren Monat. Auch die zusätzliche Verknappung seitens Saudi-Arabiens wurde nicht wie erwartet aufgehoben, sondern soll nur schrittweise abgebaut werden. Einzige Ausnahmen waren Russland und Kasachstan, die bereits im März ihre Produktion in geringem Umfang ausweiten konnten.
Gestützt wurden die Preise ebenfalls durch die weiterhin positive wirtschaftliche Entwicklung in China und die Impferfolge in den USA. Auch die Verabschiedung von Konjunkturpaketen, insbesondere in den USA, stärkte die Hoffnung auf eine weitere Erholung der Weltwirtschaft. In Europa hingegen sorgten der schleppende Impfbeginn und die wieder ansteigenden Infektionszahlen für Sorgen vor einem erneuten Rückgang der Rohölnachfrage. Vor allem in der zweiten Monatshälfte wurden diese Sorgen durch die Verhängung neuer Lockdown-Maßnahmen in vielen europäischen Ländern noch verstärkt.
Am 23. März sorgte ein Angebotsschock für einen kurzfristigen Preisanstieg an den Rohölmärkten. Auslöser war die Blockade des Suezkanals, der für den internationalen Handel wichtigen Schiffsroute zwischen Asien und Europa. Ein auf Grund gelaufenes Containerschiff blockierte diese wichtige Handelsroute und schürte die Angst vor Versorgungsengpässen. Der dadurch ausgelöste Preisanstieg auf den Rohölmärkten war allerdings nur von kurzer Dauer.
In der ersten Monatshälfte stiegen die Rohölpreise überwiegend und der Preis für die europäische Referenzsorte Brent bewegte sich bis zum 17. März knapp unter der Marke von 70 US-Dollar pro Barrel. In der zweiten Monatshälfte fielen die Preise im Durchschnitt und der Brent-Preis notierte zum Monatsende nur noch knapp über 60 US-Dollar pro Barrel.
Im März verzeichneten sowohl die südafrikanischen als auch die australischen Kohlepreise durchschnittliche Preissteigerungen im Vergleich zum Februar. Die beiden im Index enthaltenen Erdgaspreise (europäische und US-amerikanische Erdgaspreise) fielen dagegen im März im Durchschnitt gegenüber dem Vormonat.
Insgesamt stieg der Teilindex der Energierohstoffe um +3,2 % (Eurobasis: +5,0 %) auf 121,0 Punkte (Eurobasis: 112,8 Punkte).
Index für Industrierohstoffe: + 4,4 % (Eurobasis: + 6,2 %)
Der Teilindex für Industrierohstoffe untergliedert sich in den Index für Agrarrohstoffe, den Index für Nichteisenmetalle und den Index für Eisenerz und Stahlschrott.
Der Teilindex für Nichteisenmetalle stieg im März im Durchschnitt leicht an, wobei die im Teilindex enthaltenen Preise gegenläufige Entwicklungen aufwiesen. Während die Preise für Kupfer, Aluminium und Zinn weiter anstiegen, verzeichneten die Märkte für Blei und Nickel im März Preisverluste. Besonders stark fiel der Preis für Nickel im Vergleich zum Vormonat. Der Industrierohstoff Nickel wird neben der Verwendung in der Edelstahlproduktion auch für die Herstellung von Batterien eingesetzt und ist damit ein wichtiger Rohstoff in der derzeit stark wachsenden Elektromobilität. Aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage stiegen die Preise für Nickel in den letzten Monaten stetig an. Im März kündigte jedoch der größte Nickelproduzent eine starke Angebotsausweitung des indonesischen Nickels an, was die Preise im März wieder sinken ließ.
Die Kupferpreise unterlagen im März Schwankungen, stiegen aber gegenüber dem Vormonat durchschnittlich an. Der anhaltende Anstieg und das hohe Niveau der Kupferpreise deuten auf positive Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung der Weltwirtschaft hin. Die positiven Markterwartungen aufgrund der weltweiten Impferfolge scheinen die Sorgen aufgrund der steigenden Infektionszahlen, insbesondere in Europa, zu überwiegen und signalisieren eine weitere Erholung der Weltwirtschaft.
Die Eisenerzpreise sind im Monatsdurchschnitt gegenüber dem Vormonat leicht gestiegen. Der durchschnittliche Anstieg lässt sich allerdings nur durch die Entwicklung in der ersten Monatshälfte erklären, da die Erdgaspreise in der zweiten Monatshälfte fielen. Der Preisrückgang in der zweiten Monatshälfte könnte darauf hindeuten, dass China plant, die Stahlproduktion in Zukunft zu reduzieren, um die auferlegten Umweltziele zu erfüllen.
Die Preise für Schnittholz sind im März im Durchschnitt gegenüber dem Vormonat gestiegen und spiegeln damit weiterhin die erhöhte Nachfrage nach Schnittholz wider, die durch die weltweiten Lockdown-Maßnahmen angetrieben wurde. Während des Lockdowns wurde vermehrt Schnittholz unter anderem von Privatpersonen nachgefragt, die vermehrt Renovierungsprojekte durchführten. Auf den Märkten für agrarische Textilrohstoffe, wie Wolle, Baumwolle und Häute, waren im März hingegen Preisrückgänge zu beobachten.
Insgesamt stieg der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um 4,4 % (Eurobasis: 6,2 %) auf 190,0 Punkte (Eurobasis: 177,3 Punkte).
Index für Nahrungs- und Genussmittel: +0,3 % (Eurobasis: + 1,9 %)
Der Index für Nahrungs- und Genussmittel blieb im März im Durchschnitt fast unverändert und stieg nur um 0,6 % gegenüber dem Vormonat. Während die Teilindizes für Getreide und Genussmittel im Durchschnitt leicht sanken, stiegen die Preise für Ölsaaten und Öle im März im Vergleich zum Vormonat durchschnittlich an. Die Weizenpreise, die in den letzten Monaten stark gestiegen waren, verzeichneten im März durchschnittlich Preisverluste. Der Preisrückgang ist unter anderem auf die Ankündigung Russlands zurückzuführen, die zuvor erhobenen Exportzölle zu reduzieren beziehungsweise wieder aufzuheben. Auch der erneute Ausbruch der Schweinegrippe in China führte zu einem Nachfragerückgang bei Futtergetreide, worauf insbesondere die Preise für Mais und Sojabohnen mit Preisrückgängen reagierten. Am letzten Tag des Monats zeigten sich jedoch starke Preisanstiege auf den Weizen- und Maismärkten, die durch die Veröffentlichung des USDA-Berichts ausgelöst wurden, der auf weit unter den Erwartungen liegende Anbauflächen und teilweise deutlich gesunkene Lagerbestände hinwies.
Auf den Märkten für Pflanzenöle waren im März Preissteigerungen zu beobachten. Insbesondere der Preis für Sonnenblumenöl stieg im Vergleich zum Vormonat stark an, aber auch die Preise für Sojabohnen-, Kokos- und Palmöl verzeichneten im März im Durchschnitt deutliche Zuwächse. Diese Preisentwicklungen sind auf ein weiterhin knappes Angebot bei gleichzeitig steigender Nachfrage zurückzuführen. Die Lagerbestände an Pflanzenöl sind nach wie vor niedrig, da der durch die Pandemie verursachte Arbeitskräftemangel auf den Plantagen die Ernte erheblich beeinträchtigte. Zudem haben ungünstige Wetterverhältnisse in den Erzeugerländern die Ernteerträge geschmälert. Demgegenüber verbessern sich die weltwirtschaftlichen Aussichten aufgrund des Fortschritts der globalen Impfungen, was wiederum die Erwartungen an eine zukünftig verstärkte Nachfrage nach Pflanzenölen für die Biokraftstoffproduktion steigen lässt. Auch die von US-Präsident Biden unterstützte “Clean Energy Revolution” in den USA deutet auf einen zukünftigen Anstieg des globalen Verbrauchs von Pflanzenölen hin, was sich bereits in den Preisen niederschlägt.
Die im Index für Genussmittel abgebildeten Preise bewegten sich im März in entgegengesetzte Richtungen. Während die Preise für Kakao und Kaffee leicht anstiegen, sanken die Preise für Tee und Zucker. Der Rückgang der Zuckerpreise spiegelt eine Zunahme des Zuckerangebots wider. Der starke Dollar gegenüber dem schwachen brasilianischen Real veranlasste Brasilien, den größten Zuckerproduzenten, sein Exportangebot an in US-Dollar gehandeltem Zucker zu erhöhen.
Insgesamt stieg der Index für Nahrungs- und Genussmittel im Monatsdurchschnitt um 0,3 % (Eurobasis: +1,9 %) und notierte bei Punkten 123.1 (Eurobasis: 114.8 Punkten).
Quelle: www.hwwi.org