HWWI-Rohstoffpreisindex steigt zum Anfang des Jahres weiter
- HWWI-Gesamtindex nahm um 10,6 % (US-Dollarbasis) zu
- Rohölpreise erhöhten sich um 10,2 %
- Eisenerzpreise stiegen um 12,4 %
(Hamburg, 12. Februar 2021) Im Januar waren an den internationalen Rohstoffmärkten überwiegend Preissteigerungen zu beobachten. Der HWWI-Rohstoffpreisindex stieg im Vergleich zum Vormonat um durchschnittlich 10,6 % und überschritt damit den Durchschnittswert vom Januar 2020, kurz vor der weltweiten Ausbreitung des Corona-Virus, um 2 %. Die weltweiten Impfungen weckten im Januar weiterhin die Hoffnung auf eine Erholung der Weltwirtschaft und sorgten für steigende Preise auf den Energie- und Industrierohstoffmärkten. Die Rohölpreise wurden zudem von den Förderungskürzungen der Länder der OPEC+ gestützt. Die Entwicklungen auf den Märkten für Getreide und Industriemetalle wurden insbesondere durch den starken Nachfrageanstieg aus China dominiert.
Index für Energierohstoffe: + 11,2 % (Eurobasis: +11,2 %)
Im Januar setzte sich der Anstieg der im Index enthaltenen Rohölpreise fort. Die Preise stiegen durchschnittlich im Januar um 10 % gegenüber dem Vormonat. So notierten die Preise für die europäische Referenzsorte Brent zum Monatsende bei 56 US-Dollar pro Barrel und die Preise für die US-amerikanische Referenzsorte WTI bei 52 US-Dollar pro Barrel. Damit liegen die Preise allerdings weiterhin unter ihrem Vorkrisenniveau. So waren die Rohölpreise kurz vor der weltweiten Ausbreitung des Corona-Virus im Januar 2020 im Durchschnitt noch 12,5 % höher.
Die Rohölpreise wurden im Januar weiterhin von der Hoffnung angetrieben, dass die Corona-Pandemie durch weltweite Impfungen sukzessive überwunden werden kann. Die Aufhebung der weltweit verhängten Lockdown-Maßnahmen würde die Weltwirtschaft ankurbeln und zu einem Anstieg der Rohölnachfrage führen. Darüber hinaus stärkt die Ankündigung der US-Regierung eines geplanten Konjunkturprogramms in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar die Erwartung, dass die Nachfrage nach Rohöl in Zukunft wieder steigen wird.
Zusätzlich wird der Ölpreis auch von der Angebotsseite gestützt. Zum einen stabilisieren die Mitglieder der OPEC+ weiterhin den Rohölpreis, indem sie ihre Ölproduktion einschränken. Zum anderen wirkt der anhaltende politische Konflikt zwischen den USA und dem Iran preistreibend. Da die USA die Sanktionen gegen den Iran aufrechterhalten wollen, ist vorerst kein Anstieg des iranischen Exportangebots zu erwarten.
Auch die Kohlepreise verzeichneten im Januar einen Anstieg im Vergleich zum Vormonat. Die Nachfrage nach Kohle stieg im Januar weiter an, insbesondere aus China, dem größten, und Indien, dem zweitgrößten globalen Kohleverbraucher. In China sorgte der starke Kälteeinbruch auch im Januar für einen erhöhten Kohleverbrauch. Der Konflikt zwischen China und Australien beeinflusst weiterhin die Entwicklung auf den Kohlemärkten. Aufgrund des von China verhängten Importverbots für australische Kohle musste China australische Kohleimporte durch Importe aus anderen Ländern ersetzen. Aufgrund von Minenschließungen, die durch strenge Lockdown-Maßnahmen in den Förderländern verursacht wurden, war das weltweite Kohleangebot im Januar insgesamt knapp, was in Kombination mit der gestiegenen Nachfrage zu steigenden Preisen führte.
Bei der Betrachtung der Erdgasmärkte sind die enormen Preissteigerungen des europäischen Erdgaspreises besonders auffällig. Der Preis für europäisches Erdgas ist im Januar um durchschnittlich 33,7 % gegenüber dem Vormonat gestiegen und lag über 100 % höher als im Januar 2020. In Europa hat der Wintereinbruch mit niedrigeren Temperaturen als üblich zu einem Anstieg des Erdgasverbrauchs geführt. Zudem arbeiten viele Europäer aufgrund der anhaltenden Ausgangssperren weiterhin von zu Hause aus, was bei den kühlen Temperaturen zu einem zusätzlichen Anstieg des täglichen Erdgasverbrauchs für die Heizung führte.
Insgesamt stieg der Teilindex der Energierohstoffe um 11,2 % (Eurobasis: +11,2 %) auf 107,8 Punkte (Eurobasis: 98,3 Punkte).
Index für Industrierohstoffe: +8,1 % (Eurobasis: +8,1 %)
Der Teilindex für Industrierohstoffe untergliedert sich in den Index für Agrarrohstoffe, den Index für Nichteisenmetalle und den Index für Eisenerz und Stahlschrott.
Am stärksten stiegen im Januar die Preise für Eisenerz und Stahlschrott. Der Teilindex für Eisenerz und Stahlschrott verzeichnete einen Anstieg von 13,5 % im Vergleich zum Vormonat. Im Jahresvergleich stieg der Index um 76,8 % gegenüber dem Durchschnittswert des entsprechenden Vorjahresmonats. Der Anstieg spiegelte weiterhin die wachsende chinesische Stahlproduktion und zusätzlich die gestiegene Nachfrage aus Japan, Südkorea und Westeuropa wider.
Auch die Preise für Nichteisenmetalle stiegen im Januar größtenteils an, wenn auch in etwas geringerem Ausmaß als im Dezember. Auch hier ist der Preisanstieg weiterhin auf die rasante wirtschaftliche Erholung Chinas zurückzuführen, die mit einem enormen Anstieg der Nachfrage nach Industriemetallen einhergeht. Jedoch ist auch in den anderen Industrieländern eine Erholung der Industrie zu beobachten, die die Rohstoffpreise antreibt. Die Preise für Zinn, Kupfer und Nickel lagen im Januar im Durchschnitt um rund 30 % höher als im Januar 2020. Der Beginn der weltweiten Impfungen und die von vielen Ländern aufgelegten Konjunkturpakete zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie werden voraussichtlich die Wirtschaft ankurbeln und damit die Nachfrage nach Industrierohstoffen erhöhen. Da der Fokus der Konjunkturpakete häufig auf der Förderung klimafreundlicher Technologien liegt, wird dies insbesondere die Nachfrage nach bestimmten Metallen, wie beispielsweise Kupfer, erhöhen. Kupfer besitzt eine gute Elektrizität und Wärme-Leitfähigkeit und kommt daher insbesondere in der Elektrotechnik zum Einsatz.
Auch die Baumwollpreise stiegen im Januar stark an. Schlechte Ernteerträge trafen auf eine robuste Nachfrage, insbesondere aus China. Die Preise für Baumwolle erholten sich nach einem starken Rückgang im Zuge des ersten globalen Lockdowns im Frühjahr und lag im Januar über dem Vorkrisenniveau.
Insgesamt stieg der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um 8,1 % (Eurobasis: +8,1 %) auf 178,8 Punkte (Eurobasis: 163,2 Punkte).
Index für Nahrungs- und Genussmittel: +8,1 % (Eurobasis: +8,1 %)
Der Index für Nahrungs- und Genussmittel stieg im Januar um durchschnittlich 8 % gegenüber dem Vormonat und lag damit um fast 26 % über dem Durchschnittswert im Januar 2020. Alle drei Teilindizes für Getreide, Genussmittel und für Ölsaaten und Öle verzeichneten im Januar durchschnittliche Preissteigerungen im Vergleich Vormonat.
Besonders stark stiegen die Preise auf den Märkten für Mais, Weizen und Sojabohnen, was auf ein geringeres Angebot aus den USA, Südamerika und der Ukraine bei gleichzeitig erhöhter Nachfrage aus China zurückzuführen war. Insbesondere in Argentinien und Brasilien beeinträchtigte das Klimaphänomen La Niña, das eine starke Trockenheit verursachte, die Soja- und Weizenernten. Darüber hinaus trieb die von Russland angekündigte Exportsteuer auf Weizen die Weizenpreise in die Höhe.
Auf den Märkten für Pflanzenöle kam es im Januar ebenfalls zu weiteren Preissteigerungen, insbesondere bei Soja-, Palm- und Sonnenblumenöl. Die Preissteigerungen waren auf unerwartet niedrige Ernteerträge zurückzuführen. So wurde beispielsweise die Palmölernte in Indonesien und Malaysia durch starke Regenfälle beeinträchtigt. Darüber hinaus wiesen die Preisanstiege auf die Spätfolgen der Lockdown-Maßnahmen in den Anbauländern hin, die zu Arbeitskräftemangel und Versorgungsschwierigkeiten bei Pflanzendünger führten und sich weiterhin negativ auf die Ernteerträge auswirken.
Der Index für Genussmittel verzeichnete im Dezember nur einen leichten Anstieg gegenüber dem Vormonat. Während die Preise für Kaffee, Kakao und Tee im Dezember nahezu unverändert blieben, stieg der Preis für Zucker durchschnittlich im Vergleich zum Dezember stark an. Die Zuckerpreise stiegen im Vergleich zum Vormonat um 8 %, was auf eine robuste Importnachfrage, aber auch auf Sorgen über eine Verschlechterung der Ernteaussichten aufgrund ungünstiger Wetterverhältnisse, insbesondere in Thailand und Südamerika, zurückzuführen ist.
Insgesamt stieg der Index für Nahrungs- und Genussmittel im Monatsdurchschnitt um 8,1 % (Eurobasis: +8,1 %) und notierte bei 120,7 Punkten (Eurobasis: 110,0 Punkten).
Quelle: www.hwwi.org