HWWI-Rohstoffpreisindex steigt erstmals seit Jahresbeginn
- HWWI-Gesamtindex steigt um 21,7 % (US-Dollarbasis)
- Rohölpreise steigen um 39,9 %
- Leichter Rückgang der Preise für Nahrungs- und Genussmittel um 1,8 %
(Hamburg, 10. Juni 2020) Der durch die Corona-Krise bedingte Rückgang des HWWI-Rohstoffpreisindex setzte sich im Mai nicht weiter fort. Der HWWI-Rohstoffpreisindex stieg um durchschnittlich 21,7 % (Eurobasis: +21,2 %) im Vergleich zum Vormonat und notierte bei 65,3 Punkten (Eurobasis: 66,5 Punkten). Der Anstieg des HWWI-Gesamtindex ist insbesondere durch den Anstieg der Rohölpreise zu erklären. Der Teilindex für Energierohstoffe stieg im Mai um durchschnittlich 28,5 % (Eurobasis: +28,1 %) auf 59,7 Punkte (Eurobasis: 60,7 Punkte) und auch der Index für Industrierohstoffe stieg im Mai um 3,5 % (Eurobasis: +3,2 %) auf 110,5 Punkte (Eurobasis: 112,5 Punkte). Gegenläufig entwickelte sich der Index für Nahrungs- und Genussmittel und fiel im Mai um durchschnittlich 1,8 % (Eurobasis: -2,1%) auf 86,9 Punkte (Eurobasis: 88,5 Punkte). Im Vergleich zum Vormonat nahm der Index ohne Energie durchschnittlich um 1,6 % (Eurobasis: +1,2 %) zu und notierte bei 100,8 Punkten (Eurobasis: 102,7 Punkten).
Index für Energierohstoffe: +28,5 % (Eurobasis: +28,1 %)
Der seit Jahresbeginn zu beobachtende Rückgang der Rohölpreise, verursacht einerseits durch die Ausbreitung der Corona-Krise und andererseits durch den Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland, setzte sich im Mai nicht weiter fort. Im Vergleich zum Vormonat stiegen im Mai alle drei im Index enthaltenden Rohölsorten durchschnittlich um 39,9 % (Eurobasis: +39,3 %) an. Der Anstieg der Rohölpreise ist insbesondere auf eine Verknappung des Angebots zurückzuführen.
Im April kam es zu einer Einigung im Preiskrieg zwischen Russland und Saudi-Arabien und die Staaten der OPEC+ beschlossen eine massive Drosselung der Ölförderungsmenge. Für Mai und Juni verpflichteten sich die Staaten der OPEC+, die Ölproduktion um 9,7 Millionen Barrel pro Tag zu reduzieren, was einer weltweiten Angebotskürzung von etwa 10 % entspricht. Die Kürzungen sollen bis April 2022 in einem geringeren Maße fortgesetzt werden. Zusätzlich zu den Förderungskürzungen von OPEC+ ist die Schieferölproduktion der USA eingebrochen, da aufgrund der stark gesunkenen Rohölpreise amerikanische Schieferölproduzenten gezwungen waren, unrentable Bohrlöcher zu schließen. Die Erholung der chinesischen Wirtschaft führte zusätzlich zu einem Anstieg der Ölnachfrage, was ebenfalls den Preisanstieg antrieb.
Im Gegensatz zu den Rohölpreisen sind die Preise für Kohle im Mai weiter gefallen. Insbesondere die Preise für australische Kohle sanken im Mai deutlich verglichen mit dem Vormonat. Die durch die Corona-Krise verlangsamte globale Industrie senkte auch im Mai die Nachfrage nach Kohle und damit die Kohlepreise.
Die europäischen und die amerikanischen Erdgaspreise verliefen im Mai gegenläufig. Während die Preise für amerikanisches Erdgas leicht anstiegen, fielen die Preise für europäisches Erdgas deutlich im Vergleich zum Vormonat. Der Preisverfall auf den Märkten für europäischen Erdgas setzte sich seit Anfang des Jahres fort und spiegelt die sinkende Nachfrage und die gut gefüllten Erdgasspeicher wider.
Insgesamt stieg der Teilindex der Energierohstoffe um 28,5 % (Eurobasis: +28,1 %) auf 59,7 Punkte (Eurobasis: 60,7 Punkte).
Index für Industrierohstoffe: +3,5 % (Eurobasis: +3,2 %)
Der Teilindex für Industrierohstoffe ist in den Index für Agrarische Rohstoffe, den Index für NE-Metalle sowie den Index für Eisenerz und Stahlschrott untergliedert.
Erstmalig seit Ende Januar 2020 stiegen die Preise für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt an. Die Entwicklungen auf den Märkten für Industrierohstoffe waren im Mai insbesondere durch die Erholung der chinesischen Industrie geprägt. Einen besonders starken Anstieg verzeichneten die Preise für Eisenerz, welcher durch die zunehmende chinesische Stahlproduktion zu erklären ist. Zusätzlich erwarten die Marktteilnehmer, dass staatlich finanzierte Infrastrukturprojekte als Reaktion auf die Corona-Krise weiterhin die Nachfrage nach Stahl und damit nach Eisenerz zukünftig steigern.
Ein ähnliches Bild zeigte sich auf den Märkten für NE-Metalle. Die Erholung der chinesischen Wirtschaft erhöhte die Nachfrage nach Kupfer, Nickel, Zink und Zinn und ließ die Preise auf diesen Märkten wieder ansteigen.
Der Preisverfall auf den Märkten für Agrarische Rohstoffe setzte sich im Mai nicht weiter fort, da insbesondere die Preise für Baumwolle im Vergleich zum Vormonat anstiegen. Die chinesische Textilindustrie erholte sich im Mai, nachdem in China die Corona-bedingten Restriktionen wieder gelockert wurden. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Baumwolle.
Insgesamt stieg der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um 3,5 % (Eurobasis: +3,2%) auf 110,5 Punkte (Eurobasis: 112,5 Punkte).
Index für Nahrungs- und Genussmittel: -1,8 % (Eurobasis: -2,1 %)
Während im Mai die Mehrheit der Preise des Index für Nahrungs- und Genussmittel durchschnittlich sanken, stiegen die Preise für Kakao, Zucker und Tee an. Die Preise für Zucker stiegen im Mai besonders deutlich an und spiegelten ungünstige Ernteerwartungen der großen Produzentenländern Indien und Thailand wider. Zusätzlich wirkte der Anstieg der Rohölpreise preissteigernd auf die Zuckermärkte, da Zucker für die Produktion von Biotreibstoffen verwendet wird und damit der Zuckerpreis in Abhängigkeit zum Rohölpreis steht.
Der anhaltende Lockdown in Indien beeinflusste im Mai weiterhin die Teeproduktion. Die verhängten Ausgangssperren führten in Indien zu einem Mangel an Arbeitskräften und dadurch zu Problemen bei der Teeernte. Aufgrund des reduzierten Angebots aus Indien stiegen die Preise für Tee im Mai im Vergleich zum Vormonat durchschnittlich an.
Die Preise für Getreide, insbesondere die Preise für Reis, die in den letzten Monaten aufgrund von befürchteten Nahrungsmittelknappheiten anstiegen, sind im Mai wieder durchschnittlich gesunken. In einigen Reisproduzentenländern, wie beispielsweise in China und Vietnam, wurden die Lockdown-Maßnahmen gelockert, was zu einem erhöhten Angebot und sinkenden Reispreisen führte. Die anhaltenden Ausgangsbeschränkungen in Indien beeinflussen allerdings noch weiterhin das Reisangebot.
Insgesamt fiel der Index für Nahrungs- und Genussmittel im Monatsdurchschnitt um -1,8 % (Eurobasis: -2,1 %) und notierte bei 86,9 Punkten (Eurobasis: 88,5 Punkten).
Quelle: www.hwwi.org