HWWI-Rohstoffpreisindex verzeichnete weiterhin starke Preisverluste
- HWWI-Gesamtindex fiel um 22,9 % (US-Dollarbasis)
- Rohölpreise sind um 31,6 % gesunken
- Preisrückgang auf den Märkten für Industrierohstoffe um 7,2 %
(Hamburg, 12. Mai 2020) Der HWWI-Rohstoffpreisindex fiel im April um durchschnittlich 22,9 % (Eurobasis: -21,3 %) im Vergleich zum Vormonat und notierte bei 53,7 Punkten (Eurobasis: 54,9 Punkten). Die fortschreitende Corona-Krise beeinflusste im April weiterhin maßgeblich die Entwicklungen auf den globalen Rohstoffmärkten und sorgte für starke Preisverluste. Die weltweit verhängten Ausgangsperren bremsten die globale Wirtschaft und führten dazu, dass auch im April alle im HWWI-Rohstoffpreisindex enthaltenen Indices durchschnittlich im Vergleich zum Vormonat fielen. Den stärksten Rückgang verzeichnete im April der Teilindex für Energierohstoffe, welcher um durchschnittlich -27,4 % (Eurobasis: -25,9 %) auf 46,4 Punkte (Eurobasis: 47,4 Punkte) fiel. Der Index für Industrierohstoffe sank um 7,2 % (Eurobasis: -5,5 %) auf 106,7 Punkte (Eurobasis: 109,1 Punkte) und der Index für Nahrungs- und Genussmittel um 3,2 % (Eurobasis: -1,4 %) auf 88,5 Punkte (Eurobasis: 90,4 Punkte). Im Vergleich zum Vormonat fiel der Index ohne Energie durchschnittlich um 5,8 % (Eurobasis: -4,0 %) auf 99,3 Punkte (Eurobasis: 101,4 Punkte).
Index für Energierohstoffe: -27,4 % (Eurobasis: -25,9 %)
Auch im April waren die Entwicklungen auf den Rohölmärkten durch die Auswirkungen der Corona-Krise bestimmt. Der weltweite Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie senkte weiterhin die globale Nachfrage nach Rohöl und der Abwärtstrend auf den Rohölmärkten setzte sich fort. Anfang April fanden weitere Verhandlungen der OPEC+ Staaten statt, die zum Ziel hatten, Einigkeit in dem seit März anhaltenden Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland zu erlangen und weitere Förderungskürzungen zu vereinbaren. Um dem Preisverfall auf den Rohölmärkten entgegenzuwirken, einigte sich das Ölkartell auf eine Drosselung der Fördermenge von 9,7 Millionen Barrel pro Tag für Mai und Juni. Zusätzlich wurden weitere Förderlimits bis zum 30. April 2022 angekündigt. Im April führten die Ankündigungen der OPEC+ allerdings noch zu keinen Preissteigerungen, sodass alle im Index enthaltenen Rohölpreise deutlich im Vergleich zum Vormonat fielen.
Einen besonderen Verlauf wies der Preis der amerikanischen Rohölsorte WTI im April auf; sie verzeichnete erstmals negative Preise. Der Preis für WTI Rohöl rutschte am 20. April auf -37,63 USD pro Barrel. Der außergewöhnliche Preissturz ließ sich auf das Auslaufen des Mai-Terminkontraktes und auf erschöpfte Lagerkapazitäten zurückführen. Rohölhändler, die eine Kaufposition des im Mai auslaufenden Rohölkontraktes am Terminmarkt hielten, wollten diese vor Laufzeitende verkaufen, um nicht das physische Rohöl geliefert zu bekommen. Aufgrund der gefüllten Rohöllager und der durch die Corona-Krise bedingten geringen Nachfrage stellte es sich als schwierig heraus, Käufer für diese Positionen zu finden. Der Preis sank erstmals ins Minus, sodass die Händler dafür zahlen mussten, damit ihnen das Öl abgenommen wurde. Die Preise für WTI Rohöl blieben jedoch nur kurzfristig im Minus und stiegen bereits am nächsten Tag wieder an. Insgesamt fielen im April die Preise aller drei im Index enthaltenen Rohölarten deutlich und verzeichneten im Vergleich zum Vormonat einen durchschnittlichen Preisrückgang von über 31,2 % (Eurobasis: -29,8 %).
Die europäischen und die amerikanischen Erdgaspreise entwickelten sich gegenläufig im April. Während die europäischen Erdgaspreise stark fielen, stiegen die Preise für amerikanisches Erdgas leicht an. Die Entwicklung der Preise für amerikanisches Erdgas steht in Abhängigkeit zu der Entwicklung der amerikanischen Rohölpreise, da amerikanisches Fracking-Gas ein Nebenprodukt der Schieferölproduktion ist. Aufgrund des stark gesunkenen Rohölpreises verringerten US-amerikanische Schieferölproduzenten ihre Kapazitäten und nahmen Investitionskürzungen vor, was wiederum ebenfalls zu einer Reduktion des US-amerikanischen Erdgasangebots und damit zu steigenden Preisen führte. Der fallende Verlauf der europäischen Erdgaspreise ist hingegen auf den milden Winter und die gut gefüllten Erdgasspeicher zurückzuführen. Zusätzlich führte der Einbruch der industriellen Nachfrage aufgrund des Corona-Lockdowns zu sinkenden Preisen für europäisches Erdgas.
Auch auf dem Markt für Kohle waren im April enorme Preisverluste zu beobachten. Auch hier sind die Gründe in der weltweit gelähmten Industrie und dem damit einhergehenden Einbruch der Nachfrage nach Kohle zu finden.
Insgesamt sank der Teilindex der Energierohstoffe um -27,4 % (Eurobasis: -25,9 %) auf 46,4 Punkte (Eurobasis: 47,4 Punkte).
Index für Industrierohstoffe: -7,2 % (Eurobasis: -5,5 %)
Der Teilindex für Industrierohstoffe ist in den Index für Agrarische Rohstoffe, den Index für NE-Metalle sowie den Index für Eisenerz und Stahlschrott untergliedert. Der Preisverfall auf den Märkten für Industrierohstoffe verstärkte sich im April im Vergleich zum Vormonat. Alle drei Subindizes verzeichneten Preisverluste aufgrund des weltweiten Lockdowns und der dadurch gesunkenen Nachfrage.
Der fallende Verlauf des Index für Agrarische Rohstoffe setzte sich im April fort, da die Textilindustrie weiterhin stark von den weltweiten Corona-Beschränkungen betroffen war. Die gebremste Produktion führte zu Nachfragerückgängen und Preissenkungen auf den Märkten für Baumwolle, Wolle und Häuten.
Die Preise für NE-Metalle sanken ebenfalls im April, allerdings verlangsamte sich das durchschnittliche negative Wachstum im Vergleich zum März. Die chinesische Industrie kehrte langsam wieder zu Normalität zurück und steigerte die Nachfrage auf den Märkten für NE-Metalle.
Weiterhin relativ stark fielen die Preise für Blei und Aluminium im Monatsdurchschnitt. Beispielsweise sorgte die gelähmte Autoindustrie für einen Nachfragerückgang nach Aluminium und damit zu einem Preisverfall von fast 10 % (Eurobasis: -7,9 %) verglichen mit dem Vormonat.
Die Eisenerzpreise, die im März noch aufgrund von Angebotsengpässen gestiegen sind, sind im April aufgrund des Nachfragerückgangs aus Europa, Südkorea, Japan und der USA begründet durch die dortigen Lockdowns wieder gesunken. Die anhaltende Erholung der chinesischen Wirtschaft führte zwar zu einer leichten Erholung der Stahlproduktion und damit zu einer erhöhten Nachfrage nach Eisenerz, allerdings stieg gleichzeitig das Angebot aus den chinesischen Eisenerzmienen, welche durch die Lockerung des chinesischen Lockdowns wieder geöffnet wurden. Auch die Preise für Stahlschrott sanken durchschnittlich im April aufgrund der runtergefahrenen Stahlindustrie. Insgesamt sank der Index für Eisenerz und Stahlschrott im April durchschnittlich um -6,4% (Eurobasis: -4,7 %) im Vergleich zum Vormonat.
Insgesamt fiel der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um 7,2 % (Eurobasis: -5,5 %) auf 106,7 Punkte (Eurobasis: 109,1 Punkte).
Index für Nahrungs- und Genussmittel: -3,2 % (Eurobasis: -1,4 %)
Im Vergleich zu den Entwicklungen der übrigen Teilindices fiel der Index für Nahrungs- und Genussmittel im April weiterhin relativ gering um 3,2 % (Eurobasis: -1,4 %). Während die Preise insbesondere für Zucker und Mais deutlich sanken, verzeichneten die Preise für Gerste Weizen und Reis Steigerungen.
Wie im Vormonat wiesen auch im April die Preise für Zucker und Mais einen deutlichen Rückgang auf. Die weltweit eingebrochene Nachfrage nach Treibstoffen, bedingt durch die Corona-Krise, führte zu einem Einbruch der Biotreibstoffproduktion und damit auch zu einem Nachfragerückgang nach Mais und Zucker. Gleichermaßen fielen die Preise für Palmöl durchschnittlich im April und spiegelten ebenfalls den Einbruch der Nachfrage nach Biodiesel wider.
Gegensätzlich verhielten sich die Preise für Grundnahrungsmittel wie Gerste, Weizen und Reis, welche deutlich im April verglichen zum Vormonat anstiegen. Viele Länder kauften vermehrt Grundnahrungsmittel, um möglichen Lebensmittelknappheiten aufgrund der Corona-Krise entgegenzuwirken. Zusätzlich schränken die weltweit verhängten Ausgangsperren die Verfügbarkeit von Arbeitskräften ein, was zu Problemen bei der Ernte dieser Rohstoffe führen könnte.
Insgesamt fiel der Index für Nahrungs- und Genussmittel im Monatsdurchschnitt um -3,2 % (Eurobasis: -1,4 %) und notierte bei 88,5 Punkten (Eurobasis: 90,4 Punkten).
Quelle: www.hwwi.org