HWWI-Rohstoffpreisindex nimmt im Oktober weiterhin stark zu
- HWWI-Gesamtindex stieg um 18,7 % (US-Dollarbasis)
- Rohölpreise stiegen um 12,5 %
- Erdgaspreise erhöhten sich um 42,6 %
(Hamburg, 10. November 2021) Der HWWI-Rohstoffpreisindex stieg im Oktober weiter stark an und übertraf den Wert des Vormonats um 18,7 %. Im Vergleich zum Vorjahreswert verzeichnete der Gesamtindex einen Anstieg von 120 %. Alle drei Teilindizes für Energierohstoffe, Industrierohstoffe sowie Nahrungs- und Genussmittel sind im Oktober gestiegen. Der HWWI-Rohstoffpreisindex wurde am stärksten durch den anhaltend starken Anstieg der Energierohstoffpreise für Kohle, Erdgas und Rohöl getrieben. Preistreiber ist weiterhin die steigende Nachfrage nach Energierohstoffen im Zuge der Erholung der Weltwirtschaft, die auf ein weiterhin knappes Angebot trifft.
Index für Energierohstoffe: + 21,1 % (Eurobasis: + 22,8 %)
Die Rohölpreise stiegen im Oktober weiterhin stark an, im Durchschnitt um 12,5 % gegenüber dem Vormonat. Die Preise der europäischen Referenzsorte Brent stiegen bis zum 26. Oktober kontinuierlich und erreichten Höchstwerte von 86 US-Dollar pro Barrel, bevor sie zum Monatsende leicht nachgaben. Der US-Benchmark WTI erreichte Ende des Monats einen Höchststand von 85 US-Dollar pro Barrel, ein Niveau, das seit 2014 nicht mehr erreicht wurde. Im Durchschnitt verzeichneten die Rohölpreise einen Anstieg von über 100 % im Vergleich zum Oktober des Vorjahres. Preistreiber ist nach wie vor die gestiegene weltweite Nachfrage im Zuge der Erholung nach der Corona-Rezession. Die steigende Nachfrage trifft weiterhin auf ein weltweit knappes Rohölangebot. Die OPEC+ setzt weiterhin auf eine nur langsame und schrittweise Erhöhung der Fördermengen um 400.000 Barrel pro Tag. Auch die Aufforderungen der US-Regierung haben die OPEC+ nicht dazu bewegen können, die Produktion wieder stärker zu erhöhen, um dem Anstieg der Ölpreise entgegenzuwirken.
Auch die Kohlepreise zogen im Oktober wieder stark an. Sowohl die australischen als auch die südafrikanischen Kohlepreise stiegen im Vergleich zum Vormonat um weitere 27 %. In wichtigen Förderregionen Chinas führten Überschwemmungen Anfang Oktober zur Schließung größerer Kohlebergwerke und führten zu einem Abbau der chinesischen Kohlebestände und damit zu einer erhöhten Importnachfrage.
Die Erdgaspreise, die sich bereits seit mehreren Monaten auf einem sehr hohen Niveau befanden, zogen im Oktober erneut stark an. Vor allem die europäischen Erdgaspreise stiegen stark an und lagen im Monatsdurchschnitt um mehr als 60 % über dem Durchschnittswert des Vormonats. Die Gaspreise spiegeln weiterhin die niedrigen Lagerbestände und die steigende Nachfrage nach Erdgas im Zuge des Aufholprozesses der Pandemiekrise wider. Am Ende des Monats fielen die Preise für europäisches Erdgas. Der Grund dafür war die Ankündigung des Präsidenten Putin, dass die europäischen Gasvorräte im November durch Russland wieder aufgefüllt werden würden.
Insgesamt stieg der Teilindex der Energierohstoffe um 21,1 % (Eurobasis: 22,8 %) auf 201,0 Punkte (Eurobasis: 192,3 Punkte).
Index für Industrierohstoffe: 2,8 % (Eurobasis: 4,3 %)
Der Teilindex für Industrierohstoffe, der sich in den Index für Agrarrohstoffe, den Index für Nichteisenmetalle und den Index für Eisenerz und Stahlschrott untergliedert, stieg im Oktober gegenüber dem Vormonat um 2,8 %.
Der Teilindex für Eisenerz und Stahlschrott sank im Durchschnitt im Oktober, allerdings in einem geringeren Ausmaß als einen Monat zuvor. Der Preisrückgang ist auf einen Einbruch der chinesischen Nachfrage zurückzuführen. Die chinesische Stahlproduktion wurde weiterhin gedrosselt, einerseits als Reaktion auf die derzeit herrschende Stromknappheit in China und andererseits, um klimaschädliche Emissionen einzudämmen.
Die Preise für Nichteisenmetalle stiegen hingegen im Oktober im Vergleich zum Vormonat an. Getrieben wurden die Preise für Nichteisenmetalle durch die derzeit robuste Nachfrage und Angebotsunterbrechungen aufgrund der stark gestiegenen Gas- und Kohlepreise. Aufgrund der hohen Kosten für Energie mussten Bergwerke und Raffinerien die Produktion einschränken. Besonders stark stiegen die Preise für Zinn und Zink. Zink stieg im Oktober um mehr als 20 % im Vergleich zum Vormonat und erreichte ein Niveau, das zuletzt vor 14 Jahren erreicht wurde.
Die Preise für Baumwolle sind im Oktober ebenfalls stark angestiegen und erreichten ein 10-Jahres-Hoch. Hier sorgten unterschiedliche Faktoren für den Preisanstieg. Angebotsseitig beeinträchtigten unter anderem starke Regenfälle in wichtigen Anbauregionen in den USA die Ernte von Baumwolle. Neben China und Indien sind die USA ein wichtiger Produzent von Baumwolle. Die Baumwollpreise wurden auch von der Nachfrageseite gestützt. Die hohen Ölpreise trieben die Preise für synthetische Fasern in die Höhe, was wiederum die Nachfrage nach Baumwolle erhöhte. Insbesondere die Baumwollnachfrage aus China, einem wichtigen Importeur, nahm zu, und auch in anderen wichtigen textilproduzierenden Ländern wie Bangladesch, Indonesien, Vietnam und Pakistan ist derzeit eine hohe Nachfrage zu beobachten.
Die Holzpreise sind im Oktober wieder stark angestiegen, nachdem sie seit ihrem Höchststand im Mai auf das Vorkrisenniveau zurückgefallen waren. Die Nachfrage nach Schnittholz hat aufgrund der niedrigeren Preise wieder zugenommen, und das Angebot ist derzeit wieder knapp. In Kanada mussten einige Sägewerke aufgrund von Kostensteigerungen ihre Produktion drosseln. Außerdem konnten einige Sägewerke in den USA wegen des Arbeitskräftemangels nicht wie gewohnt produzieren.
Insgesamt stieg der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um 2,8 % (Eurobasis: 4,3 %) auf 180,6 Punkte (Eurobasis: 172,8 Punkte).
Index für Nahrungs- und Genussmittel: 3,6 % (Eurobasis: 5,1 %)
Der Index für Nahrungs- und Genussmittel stieg im Oktober im Vergleich zum Vormonat um durchschnittlich 3,6 % und lag damit um 33,4 % über dem entsprechenden Vorjahreswert. Alle drei Teilindizes, der Index für Getreide, der Index für Genussmittel sowie der Index für Öle und Ölsaaten, stiegen im Oktober durchschnittlich an.
Auf den Märkten für Gerste, Mais und Weizen setzte sich der positive Preistrend im Oktober aufgrund der gestiegenen Nachfrage bei gleichzeitig reduziertem Angebot fort. Das Weizenangebot wurde durch die extremen Witterungsbedingungen in den wichtigsten Anbauregionen weiter geschwächt. In Russland, Nordamerika und Argentinien wurde die Weizenernte durch Trockenheit beeinträchtigt, und in den europäischen Erzeugerländern wirkten sich starke Regenfälle auf die Ernteerträge aus. Die Weizenpreise erreichten im Oktober einen Höchststand, der seit dem Jahr 2000 nicht mehr überschritten wurde. Die Gerstenpreise profitieren weiterhin von den gestiegenen Weizenpreisen, da Gerste auch als wichtiges Futtermittel und damit als Substitut für Weizen gilt. Darüber hinaus wurden die Preise für Getreide insgesamt durch die gestiegenen Preise für Düngemittel getrieben. Aufgrund der derzeit hohen Gaspreise mussten einige Düngemittelhersteller ihre Produktion einstellen, was das Angebot an Düngemitteln verknappte.
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Preise für Pflanzenöle im Oktober ebenfalls stark an, insbesondere für Kokosnussöl und Palmöl, was ebenfalls auf eine schlechte Ernte und damit auf ein knappes Angebot zurückzuführen ist. Der Arbeitskräftemangel in den Erzeugerländern, insbesondere in Malaysia, ausgelöst durch Lockdown-Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie, beeinträchtigt weiterhin die Palmölproduktion. Darüber hinaus nimmt die weltweite Nachfrage nach Pflanzenölen für die Herstellung von Biokraftstoffen aufgrund des Anstiegs der Ölpreise derzeit zu.
Die Preise für Genussmittel sind im Oktober gegenüber dem Vormonat auch weiter angestiegen. Insbesondere die Kaffeepreise verzeichneten einen starken Anstieg von 6,8 % gegenüber dem Vormonat. Damit lagen die Kaffeepreise im Monatsdurchschnitt um mehr als 70 % höher als im Oktober des vergangenen Jahres. Die Auswirkungen der extremen Trockenheit zu Beginn der Saison und des anschließenden Frosts auf die brasilianische Kaffeeernte machen sich weiterhin in hohen Kaffeepreisen bemerkbar.
Insgesamt stieg der Index für Nahrungs- und Genussmittel im Monatsdurchschnitt um 3,6 % (Eurobasis: 5,1 %) und notierte bei 136,2 Punkten (Eurobasis: 130,3 Punkten).
Quelle: www.hwwi.org