Juni 2021
Autor Thanh Duy Tran, Senior Partner bei Kloepfel Consulting
Die Bedeutung des Einkaufs für funktionierende Unternehmen wird mittelständischen Unternehmern aktuell erneut vor Augen geführt. Unterschiedlichste produzierende Branchen klagen über Lieferengpässe und Mondpreise. Stahl, Aluminium, Kupfer, Kunststoffe, Elektronik, elektrische Bauteile bis hin zu Kaufteilen bereiten vielen Mittelständlern Kopfzerbrechen. Die Versorgungssicherheit ist in vielen Unternehmen das Thema Nummer eins. Der Einkauf wird von der Bestellabteilung zum Retter der Produktion und eröffnet sowohl Gewinnmitnahmen als auch neue Wachstumschancen.
Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Einkäufer der aktuellen Marktlage kurz- und langfristig Herr werden. Und erfahren Sie, wie die Geschäftsleitung ihre Einkäufer dabei unterstützen kann.
Die aktuelle Marktlage: Anziehende Wirtschaft führt zu Engpässen
Die Stahlpreise haben sich innerhalb eines Jahres im Schnitt verdoppelt und die Lieferzeiten sind teilweise von vier bis sechs Wochen auf sechs Monate gestiegen. Wer Anfang 2022 Stahl benötigt, muss diesen schon heute bestellen. Kupfer befindet sich auf einem Allzeithoch. Und auch bei vielen anderen Materialgruppen herrschen teilweise massive Preiserhöhungen als auch einhergehende bzw. vorausgehende Lieferschwierigkeiten.
Die Ursachen hierfür sind weithin bekannt. Handelskonflikte, der Brexit und vor allem die Pandemie sorgten für pessimistische Wirtschaftsprognosen. All diese Entwicklungen veranlassten die Unternehmen dazu, Lagerbestände abzubauen, Produktionskapazitäten zu reduzieren, Kurzarbeit einzuführen und teilweise musste sogar Personal abgebaut werden.
Doch dann kam die für viele Unternehmen überraschend schnelle Erholung der Wirtschaft in Europa, den USA und Asien. Jetzt da die Unternehmen ihre Produktion wieder hochfahren, steigt die Nachfrage nach Material und Fachkräften sprunghaft an. In vielen Bereichen sind Verkäufermarkte mit Lieferengpässen und Preisexplosionen entstanden, die die gesamte Wertschöpfungskette betreffen. Hinzu kommt der Karabiner-Effekt. Kann ein Lieferant ein kleines, aber wichtiges Bauteil nicht liefern, stoppt die Produktion bei dessen Kunden. Gesamte Liefer- und Wertschöpfungsketten werden gestört. Ausgehend von unseren vielen Gesprächen mit Kunden und Lieferanten rechnen wir in vielen Branchen erst etwa gegen Ende 2021 oder Anfang 2022 mit einer Entspannung. Laut einer Umfrage aus dem Juni 2021 erwarten viele Mitglieder des BME sogar bis Ende 2022 anhaltende Engpässe.
Hinzu kommen verschärfte Lieferprobleme bei Elektrik und Elektronikbauteilen durch die anziehende Digitalisierung und Automatisierung sowie den E-Auto-Boom. Dadurch kommt es zu längeren Lieferzeiten von E-Autos, Ladesäulen und sogar weißer Ware wie Kühlschränken und Backöfen. Obendrein führte ein massiver Kälteeinbruch im vergangenen Winter in Texas zu Produktionsausfällen bei wichtigen Halbleiter-Produzenten.
Sieger und Verlierer
Dem einen fehlt Material, dem anderen fehlen Aufträge. Beispielsweise werden Flugzeuge, Flughafengeräte und Straßenbahnen weniger genutzt und so bekommen deren Hersteller als auch die entsprechenden Zulieferer Probleme. Der Flugzeugproduzent Airbus rechnet damit, sich erst 2024 erholen zu können. Ebenso hart hat es die Hotellerie, Gastronomie und den Tourismus getroffen. Andere Branchen hingegen befinden sich schon über Vorkrisenniveau. Der Biotech-Sektor, die Medizinbranche, Krankenhausausstatter, Essens-Lieferdienste, der Online-Handel und anhängende Branchen wie Logistiker, Intralogistiker, Paletten- und Verpackungshersteller gehen als Gewinner aus der Krise hervor. Der Ruf nach mehr Klimaschutz wiederum fördert nachhaltige Produkte beispielsweise in holzverarbeitenden Branchen oder dem Bereich E-Mobilität.
Feuerwehr: Was Einkäufer kurzfristig tun können
Kreativer Einkauf: Alternative Bezugsquellen finden
Alternativlieferanten erschließen, versteckte Überkapazitäten am Markt sondieren, Netzwerke der Verbände und Einkaufsberater branchenübergreifend anfragen. Zwar haben beispielsweise Automotive und Maschinenbau unterschiedliche Ausprägungen, können aber teilweise dieselben Zulieferer für sich nutzen. Einige Hersteller beliefern nicht nur Automobil-Serienabnehmer, sondern auch den Sonderfahrzeugbau oder den allgemeinen Maschinenbau. Wenn es Unternehmen schwächelnder Branchen schlecht geht, kann es daher gut sein, dass deren Lieferanten eventuell unerkannte Überkapazitäten haben, von denen Mittelständler florierender Branchen profitieren können. Deswegen lohnt es sich auch, breit anzufragen und zu netzwerken, um herauszufinden, wer für welche Materialgruppen welche Lieferanten und welchen Händler kennt.
Unsere Erfahrung zeigt, dass viele Zulieferer und technische Händler rund um den Globus bei der Überbrückung von Lieferengpässen interessant sind. Die Branchen erholen sich in den verschiedenen Ländern der Erde unterschiedlich. Daher werden bestimmte Rohstoffe oder Bauteile in einem Land weniger nachgefragt als in anderen Ländern und sind dadurch günstiger bzw. verfügbarer. Deswegen lohnt der Blick auf andere europäische Länder oder Asien. Es gibt international viele Lagerbestände, die man so gar nicht erwarten würde, die sich aber durch digitales Global Sourcing aufspüren lassen.
Datenbank mit tausenden qualifizierten Lieferanten
Auch bei diesen länder- und branchenübergreifenden Sondierungen kann Kloepfel Consulting Sie unterstützen. Die Einkaufs- und Lieferkettenspezialisten haben seit 2007 weltweit tausende Lieferanten qualifiziert. Ein Anruf unter +49 211 875 453 23 oder per E-Mail an rendite@kloepfel-consulting.com genügt und wir vermitteln Ihnen kurzfristig unsere Spezialisten, die Ihnen eine solide Auskunft darüber geben, wie sich bei bestimmten Materialgruppen Lieferengpässe beheben und Preissteigerungen abwehren lassen.
Mit Konstruktion zusammensetzen
Leichte und unkomplizierte Modifizierungen von eigenen oder gelieferten Bauteilen, helfen dabei, Ihre Kompatibilität mit anderen Bauteilen zu erhöhen, um Versorgungsengpässe zu schließen bzw. Preisexplosionen zu entgegnen. Es lohnt sich daher in jedem Fall für den Einkauf sich mit der Konstruktion und den Lieferanten an einen Tisch zu setzen, um über Modifikationen mit wenig Aufwand zu sprechen. Unsere praxiserprobten Kollegen von Kloepfel Engineering helfen Einkäufern dabei, mit den Konstrukteuren und Lieferanten Workshops durchzuführen, um den Projekteinkauf beispielsweise durch die Modifikation von Bauteilen zu optimieren.
Wertschöpfer: Wie Einkäufer mittel- und langfristig glänzen können
Lieferantenbeziehungen systematisch pflegen
Wenn Lieferanten beispielsweise durch eine Ausschreibung fallen, ist das noch kein Grund, den Kontakt komplett einzustellen. Eventuell finden sie Ihre alternativen Lieferanten heute unter den letzten Best-Performern vergangener Ausschreibungen, die die Ausschreibung nur knapp verloren haben. Einkäufer, die (mögliche) Lieferanten eng betreuen und gut behandeln, klagen deutlich weniger über Lieferprobleme. Dazu zählen beispielsweise pünktliche Bezahlung oder die konstruktive Zusammenarbeit an Lösungen.
Der Einkauf weiß das auch, hat aber oft einfach zu wenig Zeit für ein ausreichendes Lieferantenmanagement. Ein durchschnittlicher Maschinenbauer hat etwa 1.000 bis 1.500 Lieferanten, aber nur drei bis zehn Einkäufer. Viele Unternehmen integrieren daher externe Einkaufsspezialisten wie von Kloepfel Consulting als Kollegen auf Zeit.
Im Laufe eines Projektes erkennen Unternehmer dann die wahren Potenziale ihrer Einkäufer und sorgen dafür, diese auch langfristig zu stärken. Beispielsweise indem Abteilungen aufgestockt werden, man die Digitalisierung vorantreibt, einfache nicht wertschöpfende Tätigkeiten wie Rechnungsprüfungen auslagert oder den C-Teile Einkauf automatisiert und verschlankt. Der Einkauf gewinnt so wertvolle Zeit für seine Lieferantenkontakte.
Produktveränderungen
Das Thema Kompatibilität haben wir schon angesprochen: Kaufteile oder eigene Produkte lassen sich durchaus so modifizieren, dass Bauteile kompatibler werden, um Lieferengpässe zu überbrücken. Gleiches gilt für Substitute: Es gibt viele Rohstoffe, die durch andere (Kunst-)Stoffe ausgetauscht werden können. Materialeffizienz: Deutsche Unternehmen könnten materialeffizienter produzieren, d.h. weniger Verschleiß, mehr Recycling, moderaterer Umgang mit Energien, weniger Lagerbestände oder bessere Materialauswahl.
Zudem ist es ratsam, Nicht-USP-Produkte, die kein Kern-Know-how erfordern, zu vereinfachen und bereits verfügbare „out of the shelf“-Komponenten zu nutzen. Standardisiert und vereinfacht man Sonderkonstruktionen, ist man weniger von Sonderfertigern bzw. Sonderzulieferern abhängig, was den Unternehmen wiederum große Wettbewerbsvorteile verschafft und Lieferrisiken verringert. Insbesondere dann, wenn es im Markt längst Standardlösungen gibt, die als „wahlweise Sachnummern“ von mehreren Anbietern gekauft und eingesetzt werden können. Dies erhöht die Flexibilität und Verfügbarkeit um ein Vielfaches, was letztlich zu bestmöglichen Preisen unabhängig von der Marktsituation führt.
Erkennen von günstigen Kaufpreisen
Die kontinuierliche Marktbeobachtung hilft, um Entwicklungen möglichst frühzeitig zu erkennen. Oft fehlt dem Einkauf hierzu die Zeit. Auch hier kann Kloepfel Consulting Einkaufsmanager durch digitale Tools und Outsourcing entlasten.
Einkauf in schwächeren Phasen optimieren
Nutzen Sie ruhigere Zeiten, um Produkte zu vereinfachen oder zu standardisieren, Mitarbeiter zu schulen, digitale Tools einzuführen, alternative Lieferanten aufzubauen, Netzwerke zu pflegen, nicht wertschöpfende Tätigkeiten outzusourcen und Prozesse zu optimieren.
All diese Maßnahmen machen Sie resilienter und bringen Sie in eine bessere Wettbewerbsposition.
Vereinbaren Sie eine telefonische Beratung zum Thema Lieferengpässe und Preisexplosionen
Thanh Duy Tran
Senior Partner bei Kloepfel Consulting
Telefon: +49 211 875 453 23
E-Mail: rendite@kloepfel-consulting.com