Jahresauftaktinterview mit Marc Kloepfel und Duran Sarikaya
Marc Kloepfel und Duran Sarikaya sprechen darüber, was die Kloepfel Group im vergangenen Jahr geprägt hat, was sie für 2023 planen und welche Maßnahmen für den Einkauf im Jahr 2023 wichtig sind.
Wie hat das Jahr 2022 die Kloepfel Group geprägt?
2022 war für die gesamte deutsche und europäische Wirtschaft ein sehr schwieriges Jahr. Der Überfall auf die Ukraine brachte explodierende Energiepreise, eine generell hohe Inflation und Lieferengpässe in den verschiedensten Bereichen mit sich. Teilweise gab es sehr stark steigende Rohstoffkosten, die dann in einigen Fälle genauso schnell wieder gefallen sind. Es zeigte sich auch, dass Unternehmen, die flexibel waren und sich schnell anpassen konnten, indem sie beispielsweise auf alternative Bezugsquellen wechselten, diese schwierige Situation gut meistern konnten.
Für uns als Kloepfel Group hat das genau so große Veränderungen mit sich gebracht. Supply Chain Management und Einkauf verbunden mit Versorgungsrisiken gewannen stark an Bedeutung. Unterdessen gerieten im Jahr 2022 Kosteneinsparungen in den Hintergrund. Die Unternehmen waren froh, wenn sie überhaupt noch Produkte bekamen und nicht allzu viel bezahlen mussten. Wir haben daher unsere Art der Beratung den Marktbedürfnissen angepasst.
Dies ist uns auch gelungen. Wir konnten die Lieferengpässe bei unseren Kunden oft schließen, neue Lieferanten finden und Lieferketten optimieren. Zum Sourcen von Rohstoffen nutzten wir unsere großen Netzwerke – insbesondere auch das der EPSA-Gruppe. Dabei unterstützten wir unsere Kunden auch mit Verhandlungen, Ausschreibungen, Lieferantentagen und Produktkostenkalkulationen, damit die Preise möglichst im Rahmen blieben.
2022 war ein sehr schwieriges Jahr, das sehr viele Anstrengungen gekostet hat. Habt Ihr Eure Ziele dennoch erreicht?
Wir haben unsere Ziele erreicht und das Jahr leicht über Budget abschlossen. Das war wie gesagt sehr schwierig. Die Herausforderungen von 2022 haben aber auch gezeigt, wie flexibel unsere Unternehmensgruppe ist und wie schnell wir uns auf neue Situationen mit neuen Serviceangeboten einstellen können. Daher gilt unser ganz besonderer Dank unseren großartigen Mitarbeitern.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit EPSA aus?
Unser französischer Mutterkonzern, die EPSA-Gruppe, hat sich in diesem Jahr sehr gut entwickelt. Gerade im Bereich Materialknappheiten. Es gibt einen EPSA Marketplace, auf dem weltweite Lieferantenlager mit ihren Produkten gelistet sind. So können wir für unsere Kunden sehr viele knappe Produkte beschaffen, die wir über unser Kloepfel Volumen schwer sourcen konnten. Darüber hinaus haben wir uns gegenseitig befruchtet. Wir starten mit immer mehr internationalen Projekten und haben uns generell in der Gruppe sehr gut zusammengefunden.
Was sind 2023 die Megatrends im Einkauf und Supply Chain Management?
Neben der Digitalisierung ist die Versorgungsicherheit weiterhin ein wichtiger Megatrend, der durch den Ausbruch von Corona entstand. Hier hat die Wirtschaft zum ersten Mal seit langem gemerkt, wie anfällig die Lieferketten sind und wie stark wir von asiatischen Herstellern abhängen. Ob bspw. in der Pharmaindustrie, dem Maschinenbau, der Spielwarenindustrie, bei Kunststoffprodukten, Elektronik, simplen Rohstoffen bzw. der dahinterliegenden Logistik. Seitdem investieren die Unternehmen mehr in ihre Supply Chain und ihren Einkauf.
Zu den Megatrends für 2023 zählt neben der Versorgungssicherheit wieder die Kostenoptimierung. In den letzten drei Jahren waren Kostenoptimierungen weniger wichtig, weil die Versorgungsicherheit an erster Stelle stand.
Warum wird die Kostenreduktion im Jahr 2023 wieder wichtig werden?
Deutschland und Europa werden 2023 mit großer Wahrscheinlichkeit in eine Rezession schlittern. Unternehmen und ihre Lieferanten werden dann weniger verdienen. Daher sollte der Einkauf sich stark auf die Kostenreduktion konzentrieren und die Unternehmen reich machen. Wir sehen im Einkauf durchschnittliche Kostenreduktionen um die 10 Prozent.
Wie kommt das?
Im Schatten der Produkt- bzw. Lieferknappheiten wurden Preise deutlich erhöht. Viele Unternehmen haben jetzt wieder Speck am Knochen angesetzt, die Preise fallen wieder – jedoch nicht durch die Bank weg für alle Unternehmen. Lieferanten versuchen Gewinne zu machen, die sie in den letzten Jahren nicht so sehr einfahren konnten.
Durch die notwendigen Einsparungen auf Erfolgsbasis wollen wir unseren Beitrag leisten, damit die Inflation langsam wieder runtergeht.
Wie genau können Unternehmen ihre Einkaufskosten reduzieren?
Führen Sie Ausschreibungen durch und vergleichen Sie die Preise. Bündeln Sie Volumina. Organisieren Sie mit unserer Unterstützung einen Lieferantentag, wo Sie alle Lieferanten einladen und ein Sparziel von 10 bis 20 Prozent setzen. Konfrontieren Sie Ihre Lieferanten mit Marktpreisveränderungen. Analysieren Sie die Produktkosten Ihrer Lieferanten im Rahmen weltweiter Benchmarks. Finden Sie die Kostentreiber Ihrer eigenen Produkte heraus. Fragen Sie Ihre Lieferanten, warum Einsparungen nicht an Sie weitergegeben wurden. Hier unterstützen wir die Unternehmen mit unseren Kapazitäten zu 100 Prozent auf Erfolgsbasis. Der Kunde kann also nur gewinnen.
Wie schätzt Ihr die Lieferketten-Risiken in diesem Jahr ein?
Natürlich ist es geopolitisch nach wie vor sehr schwierig. Der furchtbare Krieg in der Ukraine hält weiter an. Es schwebt das Damoklesschwert über Taiwan. Wir wissen nicht, wie sich China verändern wird und was in Nordkorea passiert. Es gibt viele Krisenherde auf dieser Welt. Dennoch denken wir, dass es 2023 etwas geordneter zugehen wird als 2022 und viele Unternehmen das Thema Kostensenkung wieder auf ihre Agenda nehmen werden.
Wie ist die Kloepfel Group im Bereich ESG aufgestellt?
Das Thema ESG (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) ist ein Zukunftsmarkt, in dem wir stark investieren und neue Produkte entwickelt haben und werden. Hier haben wir ein eigenes Team aufgebaut und können 2023 vielen Unternehmen helfen, ihre eigene ESG-Agenda aufzustellen und sicherzustellen die Anforderungen, die auch der Gesetzgeber in diesem Bereich stellt, erfüllen zu können.
Welche Dienstleistungen sind für den Einkauf in diesem Jahr noch von Bedeutung?
Im Jahr 2022 war unser Outsourcing-Bereich stark nachgefragt, damit der Einkauf an Kapazitäten gewinnt und sich besser auf strategisch wichtige Themen fokussieren kann. Diesen Bereich werden wir weiter ausbauen.
Wir haben einen großartigen technischen Sourcing-Bereich, der im vergangenen Jahr Unglaubliches geleistet hat. Hier werden wir in diesem Jahr verstärkt investieren.
Außerdem haben wir einen neuen Bereich Interim Management, wo wir sehr erfahrene Interim Manager für Unternehmen anbieten. Diese Expertise ist für Einkaufsabteilungen interessant, die kurzfristige Hilfe von Experten mit dem entsprechenden Branchenwissen brauchen.
Und natürlich bietet auch die Digitalisierung dem Einkauf große Chancen.
Was ist in diesem Jahr noch wichtig für den Einkauf?
Viele Unternehmen haben erkannt, dass Just in Time und blindes Vertrauen in die Lieferanten in der heutigen Zeit nicht mehr möglich sind. Es ist wichtig das Dual Sourcing auszubauen, um sich mit Alternativlieferanten in unterschiedlichen Regionen der Welt für Kernprodukte abzusichern. Auch das Hedging bestimmter Rohstoffe ist nötig, um von starken Preisschwankungen nicht zu sehr überrascht zu werden.
Wie unterstützt die Kloepfel Group den Einkauf beim Thema Fachkräftemangel?
Mit Blick auf den Fachkräftemangel muss mehr in den Einkauf und in die Logistik investiert werden, damit der Einkauf Zeit für die wichtigen Themen gewinnt. Die Stichworte lauten: Outsourcing, Qualifizierung, Automatisierung und Digitalisierung. Die Unternehmen müssen überlegen, wie sie Einkaufsprozesse an Unternehmen wie die Kloepfel Group outsourcen, wo man z. B. in der Slowakei gute, auch gar nicht so teure externe deutschsprachige Mitarbeiter bekommen kann.
Dann gilt es die Mitarbeiter mit digitalen Produkten so auszustatten, dass der Einkauf nicht mehr operativ aufwendige Dinge machen muss, sondern sich auf strategische Dinge konzentrieren kann und seine Lieferketten besser im Griff hat. Im Einkauf wird das Geld verdient, die Lieferknappheit behoben und der Einkauf ist eine wichtige Schnittstelle für Innovationsprojekte mit Lieferanten. Daher muss hier vermehrt investiert werden.
Je mehr der Einkauf durch Outsourcing, Digitalisierung und interimistische Manger von einfachen Einkaufsprozessen entlastet wird, umso besser kann er sich auf zukunftsfähige Lieferketten, Chancen und Risiken fokussieren.
Welche Tipps gebt Ihr mittelständischen Unternehmern noch für das Jahr 2023?
Aus unserer Sicht muss die Supply Chain neu gedacht werden. Das muss dringend angegangen werden, denn der Wettbewerb besteht nicht nur zwischen den Unternehmen, sondern vielmehr zwischen deren Wertschöpfungsketten. Die Kernfrage lautet: Wie kann ich meine Wertschöpfungsketten widerstandsfähiger und von bspw. geopolitischen Einflüssen oder gewissen Rohstoffen unabhängiger machen? Die letzten drei Jahre haben gezeigt, dass hier viele Unternehmen zwar viel gelernt haben aber dennoch massiver Nachholbedarf besteht.
Welche Ziele hat sich die Kloepfel Group für 2023 gesetzt?
Wie immer sind wir ambitioniert unterwegs. Unser Budget lag Ende 2022 etwa 15 Prozent über dem des Vorjahres.
Dann haben wir unter anderem neue Produkte wie Dienstleistungen rund um den Bereich ESG, den Ausbau des technischen Sourcings und des Outsourcings. Zudem werden wir unsere Interim Management Plattform deutlich ausbauen, um unseren Kunden mehr erfahrene und begabte Mitarbeiter und Interim Manager anzubieten.
Aber es gibt natürlich auch die altbekannten Produkte wie Qualifizierungen im Einkauf und Kostenreduzierungen durch Verhandlungen, Ausschreibungen, Strukturoptimierungen, Lieferantentage und Produktkostenoptimierung. In all diesen Bereichen wollen wir die gestiegene Nachfrage bedienen. Entsprechend planen wir die Einstellung von neuen motivierten High Potentials.
Vor allem wollen wir den Bedarf nach Kostenoptimierung im Einkauf decken und hier allen anfragenden Kunden die passenden Mitarbeiter zur Verfügung stellen.
Ansonsten streben wir als Kloepfel Gruppe verschiedene Expansionsziele an. Wir wollen beispielsweise innerhalb der EPSA-Gruppe mehr Synergien ausschöpfen. Als Kloepfel Consulting wollen wir in Frankreich und Spanien verstärkt neue Projekte aufsetzen. Außerdem werden wir unsere Aktivitäten in Osteuropa ausweiten.
Kontakt:
Kloepfel Group
Christopher Willson
Tel.: 0211 941 984 33
Pempelforter Str. 50
40211 Duesseldorf
Mail: rendite@kloepfel-consulting.com