- Im zweiten Quartal 2021 zeichnet sich eine spürbare Erholung der wirtschaftlichen Aktivität ab, während es im ersten Quartal 2021 im Zuge der dritten Pandemiewelle zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 1,8 % gekommen war.1,2 Angesichts des Impffortschritts und der damit einhergehenden rückläufigen Infektionszahlen dürfte die Konjunktur im weiteren Jahresverlauf verstärkt an Fahrt aufnehmen.
- Die Produktion in der Industrie erlitt im April einen leichten Dämpfer. Vor allem im Baugewerbe gab es ein deutliches Minus. Grund ist eine Knappheit an Vorleistungsgütern. Die Auftragseingänge sind gegenüber dem Vormonat zwar leicht gefallen, liegen aber weiter auf hohem Niveau. Ausschlaggebend für die jüngste Seitwärtsbewegung waren gegenläufige Entwicklungen einer schwachen Inlandsnachfrage sowie einer starken Auslandsnachfrage. Die Stimmung in den Unternehmen entwickelte sich weiter positiv.
- Im Einzelhandel haben sich die Umsätze im April wieder verringert, aber der Ausblick für die kommenden Monate ist in Anbetracht des günstigeren Pandemieverlaufs spürbar optimistischer. Die Inflationsrate erreichte im Mai aufgrund von Sonderfaktoren (Rohstoffpreise, CO2-Bepreisung) einen neuen Höchstwert. In der zweiten Jahreshälfte ist aufgrund eines Basiseffektes wegen der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze ein Jahr zuvor sogar mit Raten um die 3 % zu rechnen. Nach Auslaufen der Sondereffekte sollte sich die Inflationsrate aber zu Beginn des Jahres 2022 wieder deutlich verringern.
- Vom Arbeitsmarkt kommen nach wie vor positive Signale. Die Arbeitslosigkeit ging im Mai saisonbereinigt leicht zurück und die Erwerbstätigkeit nahm im April saisonbereinigt erneut zu. Die Kurzarbeit hat sich im März spürbar verringert, und die Anzeigen für Kurzarbeit deuten auf ein weiteres Absinken hin.
Der Anstieg der eröffneten Regelinsolvenzverfahren vom Februar und März setzte sich nicht weiter fort. Im April kam es zu einem deutlichen Rückgang. Insgesamt ist für das Jahr 2021 jedoch mit einem signifikanten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen zu rechnen.
KONJUNKTURELLE AUFBRUCHSTIMMUNG BEI LIEFERKETTEN
Die Zeichen für eine wirtschaftliche Erholung mehren sich: In der Industrie hat sich das Geschäftsklima in den letzten Monaten stetig verbessert und auch bei den Dienstleistungen war zuletzt wieder spürbar mehr Optimismus zu verzeichnen. Die deutsche Wirtschaft überwindet allmählich die dritte Pandemiewelle und es herrscht Aufbruchstimmung. Die robuste Industriekonjunktur wird allerdings in einzelnen Branchen gebremst. So erhielt die Produktion im Produzierenden Gewerbe zu Beginn des zweiten Quartals einen Dämpfer, weil in einzelnen Bereichen Knappheiten an Vorprodukten bestehen. Es mangelt vor allem weiterhin an Halbleitern in der Automobilindustrie sowie an Bauholz und anderen Materialien im Baugewerbe. Die Gründe für die zuletzt wieder rückläufige Produktion liegen somit nicht in einer unzureichenden Nachfrage. Ganz im Gegenteil haben sich die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe auf hohem Niveau stabilisiert und liegen nun schon seit sieben Monaten in Folge über ihrem Stand vom Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Pandemie. Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren ist weiterhin sehr gut, auch wenn die Unternehmen der Automobilindustrie in den kommenden Monaten mit Problemen rechnen. Die deutschen Warenausfuhren legten zwölf Monate in Folge zu und übertrafen ihr Vorkrisenniveau (durchschnittlichen Wert im vierten Quartal 2019) schon zum zweiten Mal hintereinander. Die weiteren Aussichten für die deutschen Exportunternehmen sind angesichts günstiger weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen gut. Die globale Industrieproduktion zeigt seit Mai 2020 einen Aufwärtstrend und der Welthandel erreichte einen neuen Höchststand oberhalb des Vorkrisenniveaus.
Im Dienstleistungssektor ist ein Neustart zu beobachten. Das Geschäftsklima erreichte den höchsten Stand seit Februar 2020, insbesondere aufgrund deutlich zuversichtlicherer Erwartungen für die kommenden Monate. Im Gastgewerbe und Tourismus ist vorsichtiger Optimismus zurückgekehrt, und die Einzelhändler können mit weiteren Lockerungen rechnen. Für das GfK Konsumklima wird für Juni vor dem Hintergrund des wieder günstigeren Pandemiegeschehens eine Besserung erwartet. Auch vom Arbeitsmarkt kommen nach wie vor positive Signale, und es ist mit einer fortgesetzten Erholung zu rechnen. In der Industrie nimmt die Einstellungsbereitschaft bereits seit Mai 2020 kontinuierlich zu, im Dienstleistungsbereich ist sie zuletzt sprunghaft angestiegen. In Anbetracht der alles in allem günstigen konjunkturellen Lage dürfte es im zweiten Quartal wieder zu spürbarem Wachstum kommen, das sich in der zweiten Jahreshälfte erst einmal noch verstärkt. Der günstigere Pandemieverlauf darf jedoch nicht zu Nachlässigkeit bei der Bekämpfung der Pandemie führen. Weitere Lockerungen sind zwar mit zunehmendem Anteil geimpfter Personen an der Gesamtbevölkerung zu erwarten, allerdings wird auch in den nächsten Monaten noch auf die Gefahr aufkommender neuer Virusmutationen zu achten sein.
POSITIVER AUSBLICK FÜR DIE WELTKONJUNKTUR
Die Weltwirtschaft folgt weiter ihrem Erholungspfad. Nach einer Drosselung im Februar folgte die globale Industrieproduktion im März wieder seinem seit Mai 2020 positiven Trend (März: +0,3 %; Februar: -0,6 %; jeweils gegenüber dem Vormonat). Der Welthandel erreicht nach einem kräftigen Plus ebenfalls einen neuen Höchststand oberhalb des Vorkrisenniveaus (+2,2 %). Die Stimmungsindikatoren deuten auf eine weitere Verbesserung der Weltkonjunktur hin. Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex von J. P. Morgan/IHS Markit legte im Mai zum dritten Mal in Folge zu. Mit 58,4 Punkten (April: 56,7 Punkte) bewegte sich der Index merklich oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Vor dem Hintergrund der Fortschritte bei der weltweiten Impfkampagne hellte sich die Stimmung der Dienstleister erneut deutlich auf. Dagegen verbesserten sich die Erwartungen in der Industrie kaum. Hierbei dürften die derzeitigen Engpässe bei wichtigen Vorleistungsgütern wie Halbleiter und Bauholz eine wichtige Rolle spielen.
EXPORTE STAGNIEREN KNAPP UNTERHALB DES VORKRISENNIVEAUS
Der deutsche Außenhandel konnte sein Erholungstempo aus dem Frühjahr zuletzt nicht aufrechterhalten. Der Wert der Waren- und Dienstleistungsexporte blieb im April gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt und nominal mit einem leichten Rückgang um 0,1 % stabil (März: +1,6 %). Im Zweimonatsvergleich ergab sich ein deutlicher Zuwachs von 2,2 % bei den Exporten. Die Importe verringerten sich im April nach ihrer kräftigen Steigerung im Februar (+6,0 %) um 2,3 %. Im Zweimonatsvergleich kam es zu einem Plus von 6,5 %.
In den Frühindikatoren zur deutschen Außenwirtschaft spiegelt sich der dynamische Welthandel wider. Die Auftragseingänge aus dem Ausland verzeichneten im April gegenüber März ein ähnlich hohes Wachstum wie im Vormonat (+2,7 %). Die ifo Exporterwartungen für das Verarbeitende Gewerbe trübten sich im Mai zwar leicht ein, sie büßten allerdings nur wenig von ihrem Ausgangsniveau ein, das an bisherige Höchststände aus dem Jahr 2011 heranreicht. Damit bleibt der Ausblick für den deutschen Außenhandel positiv, vor allem angesichts der guten Konjunktur wichtiger Absatzmärkte wie Asien und die Vereinigten Staaten.
INDUSTRIEKONJUNKTUR: LEICHTER DÄMPFER IN DER INDUSTRIE ZU BEGINN DES ZWEITEN QUARTALS
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich im April gegenüber dem Vormonat um 1,0 % verringert. Im März gab es einen Anstieg um 2,2 %, nachdem es allerdings im Februar und Januar bereits zu Rückgängen um 1,9 % und 2,2 % gekommen war. Die Industrieproduktion sank leicht um 0,7 % (März: +0,7 %; Februar: -1,9 %). Die Erzeugung im Baugewerbe hingegen verzeichnete ein deutliches Minus von 4,3 %. Sie hatte sich im März kurzzeitig kräftig erholt (+9,8 %), nachdem sie am Jahresanfang witterungsbedingte Dämpfer erhalten hatte (Januar: -10,7 % bzw. Februar: -1,4 %).
Im Zweimonatsvergleich März/April gegenüber Januar/Februar erhöhte sich die Produktion im Produzierenden Gewerbe leicht um 0,6 %. Während der Ausstoß in der Industrie geringfügig abnahm (-0,5 %), führten beim Baugewerbe der witterungsbedingt schwache Januar und der starke März im Zweimonatsvergleich zu einer kräftigen Ausweitung (+6,6 %). Innerhalb der Industrie verzeichnete der gewichtige Bereich Kfz/Kfz-Teile im Zweimonatsvergleich einen deutlichen Rückgang um 5,6 %. Der vergleichbar gewichtige Maschinenbau lag dagegen nur leicht unter dem Vorniveau (-0,3 %).
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind im April leicht gefallen (-0,2 %). Nach kräftigen Zuwächsen in den Vormonaten ist dies jedoch als Stabilisierung auf hohem Niveau zu interpretieren. Ausschlaggebend für die jüngste Seitwärtsbewegung waren gegenläufige Entwicklungen einer schwachen Inlandsnachfrage (-4,3 %) auf der einen Seite sowie einer starken Auslandsnachfrage (+2,7 %) auf der anderen Seite. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe liegen somit den siebten Monat in Folge über dem Vorkrisenniveau.
Nach dem Anstieg im März kam es in der Industrie im April zu einem leichten Dämpfer, der durch eine Knappheit bei Vorprodukten (vor allem Halbleiter und Bauholz) verursacht wurde. Die positive Entwicklung des ifo Geschäftsklimaindexes und die nach wie vor auf hohem Niveau stabilen Auftragseingänge sorgen dennoch für einen positiven Ausblick für die Industrie in den kommenden Monaten.
DIE LAGE IM EINZELHANDEL TRÜBT SICH ETWAS EIN, ABER DER ASUBLICK FÄLLT SPÜRBAR OPTMISTISCHER AUS
Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz sind zuletzt wieder zurückgegangen. Sie haben sich im April gegenüber dem Vormonat um 5,5 % verringert, nachdem sie zuvor um 7,7 % gestiegen waren. Der Vormonatsvergleich wird maßgeblich von der Bundesnotbremse im April und dem pandemiebedingt schwachen Ostergeschäft im März geprägt. Das Niveau vom Februar 2020, dem letzten Monat vor der Corona-Krise, wurde zuletzt nur noch geringfügig unterschritten (-0,8 %). Deutliche Umsatzeinbußen verzeichneten diesmal der Handel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen (-36,1 %) sowie der Internet- und Versandhandel (-4,8 %). Die Neuzulassungen von Pkw durch private Halter nahmen im Mai wieder leicht zu (+1,2 %). Von den hohen Verkaufszahlen des zweiten Halbjahres 2020, als die Umsatzsteuersätze vorübergehend gesenkt worden waren, sind die Zulassungszahlen einerseits immer noch deutlich entfernt, aber andererseits liegen die Neuzulassungen auch spürbar über dem Niveau zum Tiefpunkt der Krise im April 2020.
Die ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel waren im Mai per Saldo nahezu ausgeglichen, nachdem sie sich zuvor wieder eingetrübt hatten. Auch beim GfK Konsumklima zeigt sich angesichts gesunkener Infektionszahlen und Fortschritte beim Impfen eine konjunkturelle Aufbruchstimmung.
Das Verbraucherpreisniveau nahm im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,5 % zu, nach einer Steigerungsrate von 0,7 % im April. Die Inflationsrate, die Preisniveauentwicklung gegenüber dem Vorjahr, lag im Mai bei 2,5 %. Sie ist seit Jahresanfang deutlich gestiegen, während sie im zweiten Halbjahr 2020 aufgrund der Senkung der Umsatzsteuersätze fast durchweg im negativen Bereich gelegen hatte. Gründe für den Anstieg der Inflationsrate in den ersten Monaten des Jahres sind die Erholung der Import- und Rohstoffpreise sowie die Einführung der CO2-Bepreisung. Während die Energiepreise im letzten Jahr noch den Auftrieb des Verbraucherpreisniveaus stark bremsten, tragen sie inzwischen spürbar zum Anstieg bei. In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich die Inflationsrate sogar noch auf bis ca. 3 % erhöhen, weil es aufgrund der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze im Juli 2020 zu einem Basiseffekt kommt. Nach Auslaufen dieser Sondereffekte wird sich Auftrieb des Verbraucherpreisniveaus zum Jahreswechsel ins kommende Jahr wieder abschwächen. Eine nachhaltige Erhöhung der Teuerungsrate ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten, denn aktuell sind keine Anzeichen einer Lohn-Preis-Spirale zu beobachten, die zu dauerhaft hoher Inflation führen kann. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) erhöhte sich im Mai auf +1,9 % (April: +1,3 %), weil binnen Jahresfrist die Preise vieler Waren und Dienstleistungen spürbar angezogen haben.
AM ARBEITSMARKT SETZT SICH DIE BESSERUNG FORT
Der Arbeitsmarkt sendet nach wie vor positive Signale. In den kommenden Monaten könnte sich der Erholungskurs angesichts der Verbesserungen beim Infektionsgeschehen sogar noch verstärken. Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie ist der Arbeitsmarkt allerdings immer noch stark von der Krise geprägt. Die Arbeitslosigkeit und die Unterbeschäftigung nahmen im Mai saisonbereinigt um 15.000 Personen bzw. 20.000 Personen ab. Nach den Ursprungszahlen sank die Arbeitslosigkeit spürbar um 84.000 auf 2,69 Personen. Der Vorjahresabstand fiel erstmals seit September 2019 wieder negativ aus (-126.000 Personen), was auch auf Basiseffekte im Vorjahr zurückzuführen ist. Die Erwerbstätigkeit nahm im April saisonbereinigt erneut leicht um 10.000 Personen zu, die Nachfrage nach Arbeitskräften hat sich im Mai weiter belebt. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im März saisonbereinigt um 38.000 Personen an. In Kurzarbeit waren im März laut Hochrechnung spürbar weniger Personen (2,6 Mio.). Die Anzeigen für Kurzarbeit (rund 96.000 vom 1. bis 26. Mai nach 154.000 im April) deuten auf ein weiteres Zurückfahren der Kurzarbeit hin. Die umfragebasierten Frühindikatoren von IAB und ifo entwickelten sich im Mai erneut sehr positiv und erreichten ihre höchsten Werte seit Juni 2019 bzw. März 2018. In der Industrie hat die Einstellungsbereitschaft seit Mai 2020 kontinuierlich zugenommen und im Dienstleistungsbereich einen Sprung nach oben vollzogen. Der Handel zeigt sich vorsichtig optimistisch, im Bau ist eine schwache Einstellungsbereitschaft zu verzeichnen.
ANSTIEG DER INSOLVENZEN SETZT SICH VORERST NICHT FORT
Auch im Mai ist die Zahl der eröffneten Regelinsolvenzverfahren gesunken. Auf Basis von Insolvenzbekanntmachungen meldete das Statistische Bundesamt einen Rückgang von 7 % gegenüber dem Vormonat. Bereits im April hatte es einen Rückgang um 17 % gegeben. Der teils deutliche Anstieg im Februar und März setzte sich damit nicht weiter fort. Auch gemäß der Zahlen des IW Halle oder der HU Berlin ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Frühjahr zurück. Eine größere Insolvenzwelle konnte zwar durch die teilweise ausgesetzte Antragspflicht und umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen bisher verhindert werden, dennoch ist für dieses Jahr insgesamt aber mit einem merklichen Anstieg der Insolvenzzahlen zu rechnen. Die meisten Experten gehen im Vergleich zum Vorjahr von 3.000 bis 7.000 zusätzlichen Unternehmensinsolvenzen aus.
Weitere InformationenQuelle: www.bmwi.de