- Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2019 das 10. Jahr in Folge gewachsen. Die konjunkturelle Dynamik hat sich allerdings merklich verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt nahm im Jahr 2019 preisbereinigt um 0,6 % zu.
- Zum Jahreswechsel gibt es erste Hoffnungsschimmer. Die Schwächephase in der Industrie ist zwar noch nicht überwunden. Stabilisierungstendenzen bei den Auftragseingängen und abschwellender Pessimismus bei den Geschäftserwartungen sind positive Signale. Die Hochkonjunktur im Baugewerbe setzt sich fort.
- Die Indikatoren für den privaten Konsum senden für das vierte Quartal gemischte Signale. Die verfügbaren Einkommen nehmen aber weiter kräftig zu.
- Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiter robust, auch wenn die schwache Konjunktur am aktuellen Rand wieder stärker sichtbar wurde.
Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2019 das 10. Jahr in Folge gewachsen. Die konjunkturelle Dynamik hat sich allerdings merklich verlangsamt. Dies ist insbesondere auf die Schwäche der Industrie zurückzuführen. Die gesamtwirtschaftliche Leistung nahm im Jahr 2019 um 0,6 % zu. [1] Dies war zwar etwas mehr als zuletzt erwartet, aber deutlich weniger als in den fünf vorangegangenen Jahren, in denen das Bruttoinlandsprodukt um durchschnittlich etwa 2,0 % pro Jahr stieg. Der Beschäftigungstand erhöhte sich dennoch weiterhin recht kräftig um 400.000 Personen auf den Rekordstand von 45,3 Mio. Erwerbstätige.
Zum Jahreswechsel hat die deutsche Wirtschaft ihre konjunkturelle Schwächephase noch nicht überwunden. Einer durch den gegenwärtig flauen Welthandel beeinträchtigten Industrie stehen nach wie vor mehrheitlich prosperierende Dienstleistungsbereiche sowie der Bausektor gegenüber. Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich daher im zweiten Halbjahr 2019 nur wenig. Es zeichnen sich aber allmählich Besserungstendenzen ab. In der Industrie haben in den vergangenen Monaten die Auftragseingänge und die Umsätze begonnen, sich auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Gleichzeitig haben sich die Geschäftserwartungen wieder etwas aufgehellt. Dies spricht dafür, dass die Industriekonjunktur ihren Wendepunkt bald erreicht. Nach wie vor bleibt das außenwirtschaftliche Umfeld aber durch erhebliche Unwägbarkeiten geprägt. [2]
Die Weltwirtschaft ist weiterhin durch den Abschwung der Industriekonjunktur nicht zuletzt aufgrund protektionistischer Politik geprägt. So ist die globale Industrieproduktion im Oktober gegenüber dem Vormonat leicht zurückgegangen und sank damit erstmals seit der Finanzkrise unter ihr Vorjahresniveau. Gleichzeitig zeichnet sich für den globalen Warenhandel trotz einer leichten Steigerung im Oktober für das Gesamtjahr ebenfalls erstmals seit zehn Jahren ein Rückgang ab. Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex von J. P. Morgan / IHS Markit für die Weltwirtschaft schloss das Jahr 2019 zwar mit einer erneuten Steigerung ab, der Teilindex für die Industrie gab zuletzt jedoch leicht nach und lag nur noch knapp oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Angesichts der aktuellen Indikatorenlage gehen die internationalen Organisationen für das laufende und kommende Jahr von einer nur wenig beschleunigten, aber weiterhin aufwärtsgerichteten Entwicklung der Weltwirtschaft aus.
Bei schwachen Impulsen aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld haben sich die deutschen Ausfuhren zuletzt seitwärts bewegt. Ihre Aussichten bleiben verhalten. Die Ausfuhren an Waren und Dienstleistungen sind im November saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen im Vergleich zum Vormonat zwar kräftig um 3,8 % zurückgegangen. Im Zweimonatsvergleich ergab sich dennoch ein geringer Zuwachs von 0,1 %, der bei stabilen Ausfuhrpreisen in realer Rechnung ähnlich ausfallen dürfte. Die ifo Exporterwartungen vom Dezember 2019 spiegeln mit ihrem leicht positiven Saldowert die optimistischste Erwartungshaltung seit zehn Monaten wider. Auch die Importe von Waren und Dienstleistungen haben sich im November saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen im Vergleich zum Oktober deutlich verringert (-2,5 %) und sind auch im Zweimonatsvergleich leicht zurückgegangen (-0,3 %).
Die Industrie konnte ihre konjunkturelle Schwächephase noch nicht beenden. Allerdings gibt es Stabilisierungstendenzen bei den Auftragseingängen und der Pessimismus bei den Geschäftserwartungen nimmt seit einigen Monaten ab. Die Industriekonjunktur dürfte sich daher in den kommenden Monaten etwas aufhellen. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe insgesamt stieg im November nach einem schwachen Vormonat um 1,1 %. Die Erzeugung in der Industrie und im Baugewerbe nahm um 1,0 % bzw. 2,6 % zu. Die Energieproduktion sank um 0,8 %. Im Zweimonatsvergleich Oktober/November gegenüber August/September wurde die Herstellung im Produzierenden Gewerbe aber noch um 0,7 % eingeschränkt. Innerhalb der Industrie bremsten insbesondere die Kfz-Industrie und der Maschinenbau (-4,3 % bzw. -2,5 %). Die Auftragseingänge wiesen im Zweimonatsvergleich insgesamt ein minimales Plus aus, wobei die Impulse aus dem Euroraum kamen. Die Geschäftserwartungen verbessern sich seit Spätsommer. Das Baugewerbe befindet sich weiter in der Hochkonjunktur.
Die privaten Konsumausgaben bleiben eine verlässliche Stütze der Binnenkonjunktur. Hierzu tragen der hohe Beschäftigungsstand sowie die merkliche Erhöhung der verfügbaren Einkommen bei. Diese waren im dritten Quartal 2019 um 3,4 % höher als vor einem Jahr. Im Jahresschlussquartal dürften die privaten Konsumausgaben den aktuellen Indikatoren zufolge allerdings vorübergehend eine langsamere Gangart einschlagen. Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz haben sich nach schwachem Start in das vierte Quartal im November zwar um 2,1 % erhöht. Im Durchschnitt liegen sie aber leicht unter dem Niveau des dritten Quartals. Die Neuzulassungen von Pkw stiegen insgesamt im vierten Quartal um 0,8 %. Die Zulassungen der privaten Halter, die für den privaten Konsum maßgeblich sind, waren hingegen rückläufig. Das Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal nicht verändert und bleibt per saldo positiv und spürbar oberhalb seines langjährigen Durchschnitts. Das Preisklima ist weiterhin relativ ruhig. Die Inflationsrate wird im Jahr 2019 voraussichtlich bei 1,4 % liegen nach 1,8 % im Vorjahr. Für den nachlassenden Preisauftrieb spielten rückläufige Kraftstoffpreise eine wichtige Rolle.
Die gedämpfte Konjunktur machte sich am aktuellen Rand wieder deutlicher auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Erwerbstätigkeit wurde im November gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt nur geringfügig um 13.000 Personen ausgeweitet. Der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung war im Oktober (+41.000 Personen) allerdings wie bereits im Vormonat recht kräftig. Im Verarbeitenden Gewerbe (-9.000 Personen) und dabei insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie sowie der Stahlindustrie ging die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Oktober allerdings merklich zurück. Die Arbeitslosigkeit ist tendenziell leicht aufwärtsgerichtet, sie nahm im Dezember saisonbereinigt um 8.000 Personen zu. Nach den Ursprungszahlen (2,23 Mio. Personen) wird der Vorjahresstand um 18.000 Personen überschritten. Auch die Unterbeschäftigung hat sich leicht um 6.000 Personen erhöht. Konjunkturelles Kurzarbeitergeld wurde im Oktober etwas mehr als in den Vormonaten von 84.000 Personen in Anspruch genommen. Die Anzeigen für konjunkturelle Kurzarbeit lagen im November bei unverändert 49.000 Personen. Die Frühindikatoren zeigen einen robusten Arbeitsmarkt an, haben sich aber insgesamt etwas verschlechtert. Sie lassen einen nur noch moderaten Beschäftigungsaufbau und eine geringfügig steigende Arbeitslosigkeit erwarten.
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Quelle: www.bmwi.de