Nachhaltigkeit: Energieberatung von Kloepfel Consulting
Der ökologische Umbau der Wirtschaft ist das am schnellsten wachsende Geschäftsfeld für Berater. Die Consultingfirmen verstärken sich massiv – denn neues Know-how ist gefragt.
Als Erdgas in Deutschland knapp zu werden drohte, schalteten die Experten von Kloepfel schnell. Die Berater stellten einen Zwölfpunkteplan auf, mit dem sich Kunden nach Ausbruch des Ukrainekriegs gegen die drohende Energiekrise wappnen konnten. Sie untersuchten zum Beispiel, welche Folgen ein möglicher Gasmangel innerhalb der Lieferkette haben könnte, und suchten nach alternativen Lieferanten. Oder sie prüften, von welchen Vorprodukten ein größerer Vorrat nötig ist, um einen Gasengpass zu überbrücken.Wie groß der Beratungsbedarf war, ermittelte Kloepfel in einer eigenen Umfrage. Danach rechneten Ende vergangenen Jahres 63 Prozent der Unternehmen wegen der Energiekrise mit Produktionsausfällen. Mittlerweile kümmern sich bei der Düsseldorfer Beratung zehn Beschäftigte nur um die Energieberatung. “Vor wenigen Jahren waren es noch drei oder vier”, sagt Geschäftsführer Duran Sarikaya.
Es geht um weit mehr als schnelle Hilfe in akuten Krisen. Besonders ist das Wissen der Berater gefragt, wenn es um den ökologischen Fußabdruck von Unternehmen geht. Hier konnten die Consultingfirmen zuletzt das höchste Wachstum erzielen. Das Beratungsfeld Nachhaltigkeit legte 2022 mit einem Umsatzplus von 24 Prozent stärker zu als jedes andere Segment. Auf den Plätzen zwei und drei folgten laut Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen die IT-Beratung mit 22,5 Prozent und das Employer-Branding mit 19,5 Prozent. Für 2023 prognostiziert der Verband im Geschäftsfeld Nachhaltigkeit zwar einen Rückgang, doch es lockt noch ein sattes Wachstum von 17 Prozent.
Beratungsfelder verschmelzen
Angesichts der starken Nachfrage stehen Consultingfirmen nicht nur vor der Herausforderung, ihre Teams personell aufzustocken. Besonders geht es darum, die Berater fachlich fit zu machen. So verschmelzen im Energiesektor Beratungsfelder, etwa Mobilität und kommunale Infrastruktur. Denn die stärkere Nutzung von E-Fahrzeugen erfordert auch den Aufbau einer Ladeinfrastruktur. “Wir müssen bei der Beratung des Energiesektors unterschiedliche Branchen vernetzen und zugleich Disziplinen mehr als früher koppeln, wie etwa Technik- und Strategieberatung”, erläutert Gregor Grandl, Senior Partner Industriegüter und Energiewirtschaft bei Porsche Consulting.Ein Beispiel aus der Praxis: Seit Ende August vergangenen Jahres ersetzen mit Wasserstoff angetriebene Züge die dieselbetriebenen Fahrzeuge der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen. In Bremervörde hat der Industriegase-Spezialist Linde die zugehörige Wasserstofftankstelle gebaut. Porsche Consulting hat die Beteiligten zusammengebracht sowie strategisch und technisch beraten. Zudem fanden die Berater auch Unternehmer, die auf das Geschäftsmodell von Wasserstofftankstellen setzen. Denn bei der Versorgung von Nahverkehrszügen soll es nicht bleiben. Ein künftiges Netzwerk von Tankstellen soll auch Transporter- und Lkw-Flotten einbinden.
Generell sieht Grandl einen gestiegenen Beratungsbedarf bei den Themen Wasserstoff und Energiespeicher. Um die ausreichende Anzahl spezialisierter Berater für die Abwicklung derartiger Mandate sorgt man sich bei Porsche Consulting nicht. “Wir stehen durch unsere lange Tradition als Porsche-Tochter für viel technisches Know-how”, sagt Grandl. “Als Arbeitgeber für junge Leute können wir uns am Markt gut durchsetzen.”
Energie, Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung – an diesen Themen arbeiten in der Strategie- und Transaktionsberatung von EY in Deutschland 60 Experten. Laut Simon Fahrenholz, dem Leiter der Abteilung, ist neues Know-how gefragt. “Die Profile von Beratern haben sich geändert. Früher fand Energieberatung rein technisch statt. Mittlerweile braucht es in der Energieberatung auch klassische Berater und Juristen.”
EY schult laut Fahrenholz intensiver als früher. “Training on the Job ist in diesem Feld kaum möglich”, sagt er. Zudem wirbt EY verstärkt um Wissenschaftler. “Viele Forscher kommen gerne von den Universitäten zu uns in eine Anstellung. Das ist eine Win-win-Situation. Wir bekommen das Know-how, das wir brauchen, und Wissenschaftler erhalten Einblicke in die Praxis, die sie im akademischen Diskurs nicht haben.”
Trotz der guten personellen Ausstattung hat sich EY zuletzt auf bestehende Mandate beschränkt. “Im vergangen Jahr haben wir im Zusammenhang mit den drohenden Energieengpässen keinen Vertrieb gemacht”, sagt Fahrenholz. Inzwischen sei es etwas ruhiger. Vor allem Beratungsprojekte zur Energieerzeugung mit Erneuerbaren erfordern Geduld. Schuld sei auch die gesamtwirtschaftliche Lage mit Inflation und hohen Zinsen. “Bei einem Return on Invest von sieben bis zehn Jahren bei derartigen Projekten sind Investoren derzeit etwas vorsichtiger”, sagt Fahrenholz.
Viel Arbeit bedeuten die häufig wechselnden politischen Rahmenbedingungen – etwa Klimaschutzverträge. Damit will der Staat Mehrkosten von Unternehmen aus energieintensiven Industriebranchen ausgleichen, wenn sie auf klimafreundlichere Produktionsmethoden umsteigen. Seit Anfang Juni können Unternehmen am vorbereitenden Verfahren teilnehmen. Seit 2020 bereits vergibt der Bund Förderzulagen an Unternehmen. “Programme und Förderungen gerade bei der Energiepolitik spielen der Consultingbranche in die Karten. Sie sind ein Auftragsbeschaffer, denn Unternehmen fehlt die Zeit, um diesen Dschungel an komplizierten Regularien zu durchdringen”, sagt Kloepfel-Geschäftsführer Sarikaya. “Und es werden noch mehr werden.” Vor allem der Mittelstand habe Beratungsbedarf.
Sarikaya sieht für Kloepfel keine Probleme, sich mit Personal für die Zukunft zu rüsten. Er rechnet fest mit Neueinstellungen. Wo die herkommen? “Natürlich haben auch wir es schwer, qualifiziertes Personal zu finden”, sagt er. “Aber es gibt Energieberater in kleineren Unternehmen mit interessantem Profil, die wir auch mit der Hilfe unserer internationalen Dachgesellschaft technisch fit machen können. Zudem sehen wir uns verstärkt an Universitäten um, und schließlich bleibt uns noch der Weg des Firmenzukaufs.” Auch die Weiterbildung im eigenen Haus habe einen größeren Stellenwert als früher. Auf vier Tage beim Kunden komme ein Tag für die eigene Fortbildung.
Im Wettbewerb um die besten Kräfte will Kloepfel gegen die Großen der Branche auch mit den typischen Eigenheiten eines kleineren Unternehmens punkten. “Berater, die beim Kunden eine Analyse durchführen, übernehmen anschließend auch die Umsetzung des Projekts”, sagt Sarikaya. “Bei uns kommen die Leute dadurch schneller in die Verantwortung als in den großen Beratungen.”
Quelle: Handelsblatt print: Heft 141/2023 vom 25.07.2023, S. 24 / Specials
Kontakt:
Kloepfel Group
Christopher Willson
Tel.: 0211 941 984 33 | Mail: rendite@kloepfel-consulting.com