Marc Kloepfel und Duran Sarikaya „Jedes Unternehmen braucht seinen Zukunftsminister“
In diesem Interview bilanzieren Marc Kloepfel und Duran Sarikaya, Geschäftsführung von Kloepfel Consulting, das Jahr 2023 und sprechen über stabile Lieferketten, Technologieführerschaft und Zukunftsminister.
Was hat Kloepfel Consulting im Jahr 2023 besonders geprägt?
Marc: Im Jahr 2023 gab es bei Kloepfel Consulting Deutschland bedeutende Änderungen, um auf eine veränderte Welt zu reagieren und unsere Kunden für die Zukunft zu rüsten. Dazu haben wir unsere Geschäftsleitung erweitert. Seit dem vergangenen Sommer sind unsere langjährigen Senior Partner Alexander Hornikel und Thanh-Duy Tran Country Manager mit Prokura und Mitglieder der Geschäftsführung von Kloepfel Consulting Deutschland.
Mit der neuen Aufstellung der Geschäftsleitung wollen wir bei Kloepfel Consulting Deutschland strategische Themen wie Interim Management, Digitalisierung, Risikomanagement und Nachhaltigkeit weiter vorantreiben.
Unterdessen kümmern Duran und ich uns intensiver um unser strategisches Wachstum, Kooperationen und Internationalisierung. Beispielsweise startet Kloepfel Consulting nun auch in Frankreich. Duran baut zudem das EPSA-Business in Deutschland rund um Fördermittel wie die Forschungszulage sehr erfolgreich aus.
Wie hat sich das Beratungsgeschäft entwickelt? Was war besonders gefragt?
Duran: Operativ hatten wir 2023 wieder mehr Beratungsprojekte zur Einkaufsoptimierung, bei denen wir bekanntlich zu 100 Prozent auf Erfolgsbasis arbeiten. Durch die zuletzt inflationsbedingt stark gestiegenen Einkaufspreise müssen viele Firmen wieder vermehrt Preise optimieren aber auch Themen wie den Abbau von Lagerbeständen und Working Capital Management angehen. Das ist für unsere Kunden ein sehr wichtiges Thema. Es gibt bspw. immer noch viel in Lagerbeständen gebundenes Kapital, auf der anderen Seite sind Kredite schwer zu bekommen oder zu teuer.
Zudem bauen wir aufgrund der Nachfrage die Felder Interim Management und Executive Search immer mehr aus, um unseren Kunden schnellstmöglich kurzfristig passende Fach- und Führungskräfte zu vermitteln. Hierbei decken wir die Bereiche Einkauf, Supply Chain Management und Logistik ab, während sich Kloepfel Services um deutschsprachige Einkäufer aus Osteuropa kümmert, welche aus der Ferne Einkaufstätigkeiten für Unternehmen in der DACH-Region durchführen.
Marc: Die vergangenen Jahre haben aber auch gezeigt, dass wir für unsere Kunden keine reinen Kostenoptimierer mehr sind. Vielmehr begleiten wir viele Firmen über lange Zeit, um deren Einkauf und Lieferketten dauerhaft zu stärken. Das zeigt beispielsweise unsere Logistik-Sparte, die sich sehr gut entwickelt hat. In diesen herausfordernden Zeiten verlassen sich unsere Kunden auf uns als ihren langjährigen Wegbegleiter. Das heißt, wir sind dort nicht nur für ein paar Monate aktiv, sondern stärken die Logistik unserer Kunden mit unseren Netzwerken, Experten, Datenbanken und Tools als langfristiger Partner. Unser Tochterunternehmen Kloepfel 4PL führt beispielsweise bereits die Disposition und Logistikabwicklung für zahlreiche Mittelständler durch.
Aus mehrmonatigen Projekten sind langjährige Missionen geworden.
Duran: Exakt. Die Welt, die Herausforderungen aber auch Möglichkeiten ändern sich rasant. Es gibt immer wieder neue geopolitische Themen aber auch neue disruptive Innovationen, die unmittelbare Auswirkungen auf die Lieferketten unserer Kunden haben. Daher ist es unsere Mission, unseren Kunden dauerhaft dabei zu helfen, Risiken zu vermeiden und Chancen zu nutzen.
Große Chancen bieten sich den Unternehmen im Übrigen in Form von staatlichen Fördermitteln. Immer mehr Unternehmen setzen das Thema Fördermittel auf dem Radar. Da dieser Bereich und die Antragstellung viele Kunden vor große Hürden stellen, ist die Nachfrage nach den Beratungsleistungen von EPSA Deutschland stark angestiegen und wir werden im Jahr 2024 entsprechend wachsen. Im letzten Jahr haben wir bereits über 100 Kunden im Fördermittelbereich beraten, in diesem Jahr wollen wir diese Zahl verfünffachen.
Was bedeutet für Eure Kunden der Verbund mit der EPSA Group?
Marc: In unserem Verbund mit allen Schwestergesellschaften einschließlich EPSA Deutschland schließen sich Unternehmen und Experten der unterschiedlichsten Disziplinen zusammen. Alle vereint die Mission, Mittelständler und Großunternehmen in schwierigen Zeiten stark zu machen. Was uns dabei auszeichnet ist, dass wir Beratungsdienstleistung rund um Einkauf, Logistik, Supply Chain Management, Digitalisierung und Fördermittel aber auch Ingenieurwesen aus einer Hand bieten. Unsere Kunden profitieren von internationalen Netzwerken, modernsten Tools, kurzen Wegen und somit von hoher Effizienz, Schlagkraft und Nachhaltigkeit. Der Dialog mit Unternehmen aus anderen europäischen Ländern bringt uns viele neue Ideen und Möglichkeiten. Beispielsweise werden wir in den nächsten Tagen mit einem französischen EPSA-Unternehmen, einem Dienstleister für ESG / nachhaltige Beschaffung, eine deutsche Dependance gründen.
Was sind für Mittelständler und Großunternehmen die wichtigsten Themen im Jahr 2024?
Marc: Die Entkopplung von China ist eine zentrale Herausforderung für Mittelständler und Großunternehmen, um Abhängigkeiten zu reduzieren und gegebenenfalls auflösen. Der reine Einkaufspreis zählt nicht mehr und es gibt außerhalb von China großartige Lieferanten bspw. in Osteuropa, der Türkei oder Vietnam.
Das Risikomanagement wurde zwar vielen spätestens schon 2020 mit Covid und dann 2022 mit dem Ukrainekrieg bewusst, hat sich aber auch 2023 noch einmal verschärft.
Ein weiteres bedeutendes Thema ist die Nachhaltigkeit. Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ergeben sich für das gesamte Supply Chain Management große Herausforderungen. Diese werden auch noch weiter zunehmen, da die entsprechenden Gesetze und Vorschriften in Zukunft immer weiter ausgebaut werden.
Duran: Um all diese Themen in den Griff zu bekommen, müssen der Einkauf und die Lieferketten durch Digitalisierung transparenter und resilienter werden. Daher werden wir den Digital-Bereich unseres Verbundes weiter ausbauen.
Wie können Unternehmen ihr Risikomanagement im Jahr 2024 verbessern?
Marc: Das Risikomanagement und die Einführung entsprechender digitaler Tools entscheiden über die Zukunft der Unternehmen. Die Lieferketten müssen so gestaltet sein, dass man flexibel bleibt und in besonderen Situationen schnell reagieren kann. Entsprechend müssen im Rahmen der (De-)Globalisierung Beschaffungsmärkte und Alternativlieferanten unter Beachtung von Lieferzeit, Preis, Zuverlässigkeit und Service sondiert werden.
Wie unterstützt Ihr die Unternehmen bei der Einhaltung der Anforderungen des Lieferkettengesetzes?
Duran: Es geht dabei nicht nur um die aktuellen Regelungen, da die Anforderungen für nachhaltige Lieferketten mit strenger werdenden Gesetzen stetig steigen werden. Die Kloepfel Group ist im Verbund mit unserem Mutterkonzern EPSA für diese Thematik gut vorbereitet. Ein Beispiel ist die Gründung der Ekodev Deutschland.
Die französische Beratungsgesellschaft ist schon seit über 25 Jahren auf Klimaschutz und Corporate Social Responsibility (CSR) spezialisiert, als dies noch kein so großes Thema war wie heute. Sie bietet Dienstleistungen in den Bereichen CSR, Klima, Mobilität, Biodiversität und Schulungen an, um die Wirtschaft bei ihrer nachhaltigen Transformation zu unterstützen.
Wir arbeiten außerdem mit speziellen Nachhaltigkeitsplattformen wie IntegrityNext und Prewave zusammen. Diese observieren bspw. die Sozialen Medien und schlagen frühzeitig Alarm, wenn sich regionale Unruhen bilden, damit Unternehmen mit geeigneten Maßnahmen gegensteuern können. Das ist nur eine von vielen Funktionen, mit denen diese Plattformen helfen, Nachhaltigkeitsthemen zu bewerkstelligen.
Welche Ziele hat sich die Kloepfel Group für das kommende Jahr 2024 gesetzt?
Marc: Wir passen unsere Dienstleistungen nicht einfach den Märkten und globalen Entwicklungen an. Vielmehr blicken wir weit über den Tellerrand. Unsere Mission ist es, die hiesigen Unternehmen als dauerhafter Partner dabei zu unterstützen, Technologieführerschaft anzustreben bzw. auszubauen, indem wir das Lieferanten- und Lieferkettenmanagement sowie den (technischen) Einkauf unserer Kunden auf ein neues Level heben.
Technologieführerschaft bedeutet Marktführerschaft.
Duran: Ganz genau – von Automotive über Chemie und Maschinenbau bis hin zur Konsumgüterindustrie. Unseren Kunden geht es längst nicht mehr um kurzfristige Optimierungsprojekte, sondern sie bauen mit uns auf langfristige Transformationen, um Technologien und Märkte anzuführen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei innovative Lieferanten und Start-ups. Um Forschung und Entwicklung finanzieren zu können, beschafft EPSA die entsprechenden Fördergelder.
Marc: Man muss sich immer daran erinnern, offen zu sein, sich zu hinterfragen und sich neuen Entwicklungen nicht zu verwehren. Künstliche Intelligenz ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie schnell Themen auf der Agenda erscheinen und Umwälzungen stattfinden. Auch in diesem Bereich wird sich die Kloepfel Gruppe in den nächsten Monaten stärker engagieren, um Unternehmen bei der Einführung von KI-Anwendungen zu unterstützen. Beispielsweise haben wir eine Partnerschaft mit der Match4IT geschlossen, welche Umschulungen in neue Berufsgruppen durchführt. Gemeinsam werden wir z.B. einkaufsrelevante KI- und Digitalisierungsberufsausbildungen forcieren.
Duran: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Im Grunde braucht jedes Unternehmen seinen eigenen Zukunftsminister.
Kontakt
Kloepfel Group
Christopher Willson
Tel.: 0211 941 984 33 | Mail: rendite@kloepfel-consulting.com