Real könnte vom Markt verschwinden
Seit Monaten steht die SB-Warenhauskette Real zum Verkauf. Nun hat sich der Einzelhandelsriese Kaufland als Interessent gemeldet. Er möchte mehrere der insgesamt 287 Filialen in Deutschland übernehmen.
2018 gab die Metro AG, die die Real-Märkte verwaltet, erstmals bekannt, sich auf das eigene Großhandelsgeschäft und die Metro-Filialen fokussieren zu wollen. Da sehe Konzernchef Olaf Koch laut einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ ein erhebliches Entwicklungspotential. Seitdem steht Real zum Verkauf, was intern Unruhe bei der Supermarktkette auslöste – Mitarbeiter fürchteten um ihre Jobs.
Die „Lebensmittel Zeitung“ berichtete unter Berufung aus Firmenkreisen, Kaufland wolle 100 Filialen von Real übernehmen. Kaufland gab nach Anfrage von CHIP Online dazu keine Stellungnahme.
Real kämpft mit sinkenden Umsätzen
Das EHI Retail Institut (wissenschaftliches Institut des Handels) ermittelte den Nettoumsatz der letzten Jahre basierend auf Pressemitteilungen, Umsatzmeldungen und Quartalsberichten. Während im ersten Quartal 2013 noch ein Nettoumsatz von 2,6 Milliarden Euro erreicht wurde, sank er im viertel Quartal 2017 auf 1,7 Milliarden Euro ab.
Auch die Filialdurchdringung entwickelte sich zurück. 2000 lag die Gesamtverkaufsfläche von Real bei 2,6 Millionen Quadratmetern, 2011 waren es bereits 3,1 Millionen Quadratmeter. Doch kurz nach Erreichung dieses Spitzenwertes sank die Gesamtverkaufsfläche seit 2012. Im Jahr 2018 lag sie nur noch bei 1,9 Millionen Quadratmetern.
Umwandlung der Real-Filialen in Kaufland
Kaufland möchte sein eigenes Wachstum mit neuen Filialen voranbringen. Da aber eine Baugenehmigung für neue Filialen sich über mehrere Jahre hinwegstrecken kann, muss das Unternehmen Kompromisse machen, wie beispielsweise die Übernahme der Konkurrenz.
Branchenexperten erläuterten im Gespräch mit CHIP Online, dass Kaufland erstmal die Umsätze der Filialen mit Hilfe von Beratungsfirmen analysieren wolle. Über ein Zeitfenster gibt es keine Informationen: „Das ist zu spekulativ und kann nur schwer beantwortet werden“.
Jedoch sagten drei Handelsexperten, dass die Real-Märkte, bei denen Umsatz und Entwicklungspotential vorliegt, in Kaufland-Filialen umgewandelt werden. „Das ist besonders dort der Fall, wo gute Verkehrsanbindungen und ein überschaubarer Konkurrenzdruck herrscht.“ Die Umbenennung der Filialen brauche jedoch Zeit: „Umbauprozesse dauern in der Regel viele Jahre an“.
Real könnte vom Markt verschwinden
Laut einem Handelsexperten verschwinde die Marke Real bald vom Markt. „Bis wann, kann aber niemand genau sagen.“ Auch die Metro-Gruppe hatte im Jahr 2016 geplant, die Real-Filialen umzubenennen und aus den Märkten ein intensiveres Einkaufserlebnis zu planen. Auf lange Sicht sollten die Umsätze gesteigert werden, das jedoch erfolglos blieb.
Auswirkungen für Verbraucher
Durch die Übernahme von Kaufland könnten bei den Herstellern günstigere Konditionen durchgesetzt werden. Kaufland erwirtschaftet ein zusätzliches Wachstum von rund zwei Milliarden Euro und hat damit eine starke Position im gesamten Handel. Dies könnte den Verbrauchern in Sachen Preise und Sortiment zu gute kommen, da die Lebensmittel günstiger werden könnten.
Generell sind die Lebensmittelpreise aktuell am Absinken, dies könnte sich 2019 noch intensivieren. Beispielsweise reduzierte Aldi zahlreiche Lebensmittel und die Eigenmarken. Lidl verringerte bei den XXL-Produkten die Preise. Zudem begonnen Real und Edeka das neue Jahr mit Rabatten in ihrem Lebensmittelsegment.
Da Kaufland jedoch nur eine geringe Anzahl an Filialen übernimmt, sind insbesondere die Filialen mit geringem Umsatz von einer Schließung bedroht. Dies wirkt sich insbesondere negativ auf die Mitarbeiter aber auch auf die Kunden aus, die in den betroffenen Ortschaften weniger Einkaufsmöglichkeiten haben. Auch regionale Händler, welche Real beliefern, müssen einen Auftragsausfall befürchten.