Über die Hälfte des Jobs und des Umsatzes
Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und das Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim haben eine Studie über die Bedeutung des Mittelstands für die deutsche Wirtschaft veröffentlicht. Die Untersuchung wurde von der Stiftung Familienunternehmen in Auftrag gegeben.
Laut den Ergebnissen werden 90 Prozent der Unternehmen von Familien geführt, während 86 Prozent der privatwirtschaftlichen Unternehmen eigentümergeführte Familienunternehmen sind. Zudem arbeiten durchschnittlich unter zehn Mitarbeiter in diesen Unternehmen. Trotzdem machen sie in der Privatwirtschaft mehr als die Hälfte des Jobs und des Umsatzes aus.
Politisch brisant
Die Zahlen heben sich nicht deutlich von vorangegangenen Studien ab, trotzdem sorgte die Untersuchung für politisches Aufsehen. Die Ursache ist das Konzept des Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU), der seinen Fokus auf nationale, große Champions gesetzt hat. In der „nationalen Industriestrategie 2030“ zählt er Konzerne wie Siemens, Deutsche Bank, die Autoindustrie oder Thyssen-Krupp auf.
Laut den Untersuchungsergebnissen haben die 500 größten deutschen Familienunternehmen ihre Beschäftigung von 2007 bis 2016 um 23 Prozent auf 2,54 Millionen gesteigert. Zu denen zählen die Schwarz-Gruppe, die Robert Bosch GmbH und die Aldi-Gruppe. Die 27 Dax-Unternehmen hingegen konnten die Beschäftigung nur um 4 Prozent erhöhen.
Familienunternehmen stabilisieren
„Familienunternehmen sind in schwierigen Zeiten der Stabilitätsanker der deutschen Volkswirtschaft“, so Brun-Hagen Hennerkes, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Familienunternehmen.
China, Amerika und Frankreich seien neidisch um die deutschen Familienunternehmen. „Wir müssen diese einzigartige Unternehmenslandschaft bewahren“, fordert Hennerkes. Man verlange keine Subventionen oder Bevorzugung, sondern lediglich faire Wettbewerbsbedingungen. „Hier gibt es erheblichen Handlungsbedarf.“
Im aktuellen „Länderindex Familienunternehmen“ sei Deutschland wegen vergleichsweise hohen Steuern und Energiekosten bei 21 untersuchten Industrienationen um vier Plätze auf Rang 16 abgestiegen.
Politik fordert Entlastung
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte am Wochenende eine spürbare Entlastung des Mittelstandes, da die Wirtschaft schwächer werde. Berlin solle nicht warten, bis Notmaßnahmen für die Konjunktur erforderlich seien.
„Jetzt brauchen wir klare Anreize für weitere Investitionen in Deutschland.“ Weiterhin sei die eine andere Steuerpolitik notwendig, so könnte der Mittelstand entlastet, der Solidaritätszuschlag abgebaut und die Unternehmensbesteuerung deutlich gesenkt werden. Falls noch eine steuerliche Förderung für Forschung und Entwicklung hinzukämen, wäre dies ein starkes Zeichen für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung, so Söder gegenüber der „Welt am Sonntag“.
Weiterhin verlangte Söder die Senkung der Steuerlast der Unternehmen um 5 Prozentpunkte. „Das sollte dadurch geschehen, dass die Gewerbesteuer zumindest teilweise auf die Körperschaftssteuer angerechnet werden kann.“ Damit könne eine im internationalen Vergleich vernünftige Belastung erreicht werden.